Die meisten Geschichten fangen doch mit 'Once upon a Time' an und all Märchen die so beginnen enden mit einem 'und dann lebten sie glücklich und zufrieden.' Das sind die Geschichten die man am Abend den Kinder zum Schlafen vorliest. Die Märchen von Prinzessinen und Prinzen die sich irgendwann dann doch bekommen und alles wird gut.
Das genau sind die Geschichten die Noah einfach nur zum Lachen bringen. Laut und schallend. Zynisch und bitter denn sie weiß das diese Märchen, die Prinzen von denen beinahe jedes junge Mädchen träumt nur eines sind, Humbug. Das Hirngespinst von alten weißen Männern die wollen das ihr kleinen süßen weißen Töchter brav zu Hause bleiben und auf etwas warten das niemals kommen wird.
Die gleichen alten weißen Männer die Abends in den schäbigen Bars in denen sie seid dem sie alt genug war um als volljährig durchzugehen, arbeitet. Die sie in ihren teuren vor Chrom blitzenden Autos an den dunkeln Straßenecken der Stadt traff an denen sie die Mädchen in ihre Autos holten die kaum so alt waren wie die Prinzessinen die sie mit ihren Märchen beschützen wollte. Das war das echte Leben. Diese alten weißen, vor Parfüm und Rasierwasser 'duftenden', nach teurem Whisky riechenden Kerl. Die schwitzend und keuchend über Mädchen herkamen denen sie dann 50 Dollar auf das verdreckte Laken in einem runtergekommenen Motel legten ehe sie wieder in ihrem Wagen stiegen!
Das war die Wahrheit! Das echte Leben, in L.A und auch sonst überall auf der Welt. Zumindest wenn in den Teil der Welt hineingeboren wurde wie es bei Noah der Fall war.
Sie wurde als jüngstes von 3 überlebenden Kindern der Familie Prescott geboren. Warum überlebenden? Weil niemand so wirklich weiß wie oft Lucille Prescott in ihrem Leben schwanger gewesen ist ohne es zu merken. Der kleine Junkie kann sich nicht einmal daran erinnern ob die drei Kinder die bei ihr und ihrem Mann Byron aufgewachsen sind, die einzigen waren. Wenn man in dieser Familie Glück hatte dann erinnerten sich deine Eltern daran wie du heißt oder an den Platz wo sie dich zum schlafen hingeschickt hatten. Wenn du Glück hattest erinnerten sie sich nicht erst daran wenn sie auf dir drauf standen oder die im Suff den Schädel gegen eine Schranktür oder so was gedonnert hatten.
Alles in allem war und ist die Familie Perry nichts was diesen Namen wirklich verdient. Das Noah es überhaupt geschafft hat so alt zu werden und nicht schon im ersten Jahr nach ihrer Geburt wieder gestorben ist verdankt sie ihren beiden älteren Brüdern. Denn die waren die einzigen die sich überhaupt darum bemühten das hin und wieder mal was zu Essen auf den Tisch kam das nicht schon so aussah als wollte es von allein in die Mülltonne laufen. Ebenso wie die Jungs sich darum bemühten das sie hin und wieder mal gewaschen wurden und ihre Klamotten nicht nur aussahen als wären sie gerade damit über die Müllhalde gerutscht. Wobei, wenn man den Zustand des Trailers in dem die Kinder mit ihren Süchtigen Eltern lebten, betrachtete wohl der Wahrheit am nächsten kam.
In der Familie Perry gab es nie genug Geld, nie genug zu Essen und über so etwas wie Liebe und Zuneigung brauchten man so gar nicht reden. Nicht bei Eltern die jeden Penny für die nächste Flasche billigen Fusel oder den nächsten Schuss brauchten. Da durften man schon froh sein wenn man nicht von Freiern oder Dealern halb todgeprügelt wurde. Auch so etwas vor dem ihre beiden älteren Brüder Noah immer beschützent. Sie versuchten es zumindest denn immer gelangen es ihnen nicht. Für Noah sind Gewalt keine unbekannten und sie kennte sie auch nicht aus dem Kino. Solange sie denken konnte war sie ein Teil ihres Lebens.
Das änderte sich auch nicht als sie mit 15 Jahren aus dem Trailer abhaute. Warum? Braucht es wirklich einen Grund um von dort Weg zu wollen? Überall, ja sogar die Straßen der großen Stadt waren besser als dort zu bleiben. Und genau dort zog es siedann auch hin. Sie folgte dem jüngeren ihrer beiden Brüder, Eric der schon seid einigen Jahren zusammen mit einigen anderen Kids in einer Art Gang auf den Straßen der Stadt lebte.
Hier fand sie zum ersten mal sowas wie Sicherheit. Bekam ein Gefühl dafür was zusammenhalt bedeuten konnte. Die Boys and Girls wurden schnell zu sowas wie einer Familie für sie.
Und genau diese Gang ist es die eine ganze Weile lang die einzige Konstante in ihrem Leben war. Denn auch wenn sie heute deutlich älter ist und Dinge erlebt hat die man wohl besser nicht genauer beschreibt.
Sie sich bisheute mit jedem Job den sie bekommen kann über Wasser hält und nicht nur sich. Sie mit ihren heute 29 Jahren weit mehr als nur ein paar Nächte im Knast verbracht hat, ist es die Gang zu der sie immer wieder zurückkehrt.
Immer? Nein, nicht immer. Das ganze hörte vor 3 Jahren auf. Hörte auf als sie Dinge mitbekam von denen sie besser nie etwas mitbekommen hätte. Dinge die sie dazu gebracht haben ihr ganzes Leben, alles was bisher gewesen total in Frage zu stellen.
Aber vor allem war da die Frage ob sie überhaupt jemanden trauen durfte. Denn das was sie erfuhr war wie ihr eigener Bruder und ihr damaliger Freund sich daran machten sie und nicht nur sie sondern auch einige der anderen Girls an einen andern Boss und seine Jungs zu verkaufen. Zu verticken wie ein bisschen Stoff für ein paar scheiß Knarren. Knarren die ihnen dabei helfen sollten sich selbst aus der Gosse zu ziehen.
Und das sollten die gewesen sein für die sie durch die Hölle gegangen war. Es gibt einfach so Momente im Leben da wirst du mit dem Kopf schütteln einfach nicht fertig und kannst bei aller liebe nicht so viel essen wie du gerne kotzen willst.
Und genau an diesem Punkt war Noah. Die Einsicht das Vertrauen nur was für dumme war traf sie wie ein Faust im Magen und bei Gott mit der wäre sie wohl besser klar gekommen als mit den Worten die sie von den beiden Männer um die Ohren gehauen bekam denen sie am meisten Vertraut hat. 'Was hast du gedacht Noh? Jeder ist sich selbst der nächste wir müssen alle gucken wie wir weiter kommen!' Damn Fuck! Aber Thank for the Lesson.
Und die Lektion hatte mal gesessen!
Noah suchte das weite. Wie man sich allein Durchschlug das hatte sie ja bereits gelernt. Und ehrlich was hielt sie noch hier? Viele Sachen hatte sie nicht. Manchmal war das echt ein Segen! Die letzte Kohle ging in ein Busticket. Mit dem Bus an einen Truckstop und danach? Mit dem Daumen in Wind, den paar Klamotten in ihrem Rucksack ging es weiter. Kreuz und Quer durch die USA. Mal mit einem Trucker, dann war es eine nette Familie oder aber ein Biker der sie einige Meilen weit mitnahm. Wo es ihr gefiel da blieb sie einfach wer wie sie wenig Ansprüche stellte der fand immer was. Einen Job ,ein Bett. Irgendwo kam sie immer unter.
Genauso ist No auch vor 1 1/2 Jahrein in Miami gelandet. Hier gefällt es ihr gerade ganz gut. Sie hat einen Job und ein paar Leute die als so was wie Freunde bezeichnen würde. Kommt ganz gut über die Runde. Warum also was daran ändern. Gerade läuft es ausnahmsweise mal rund.

Miami. Eine idyllische Sonnenstadt in Florida, die das perfekte Leben widerspiegelte. Touristen, die im Sommer und im Winter die Hotels füllten und Einheimische, die in ihrer rosaroten Blase lebten. Um die kleine Gruppe am Rande der Stadt, die jeden Tag ums Überleben kämpfte, scherte sich niemand. Zugegeben, auch Avery hatte lange Zeit keinen Gedanken daran verschwendet, dass es Menschen in dieser Stadt gab, denen es nicht so gut ging, wie ihr. Aber was erwartete man auch von einem Kleinkind? Geboren in der Oberschicht der Gesellschaft, wuchs das Mädchen wohlbehütet im Kreise ihrer Familie auf. Ihr Vater, einer der erfolgreichsten Musik Produzenten Amerikas, gar weltweit und Inhaber eines Musik Labels mit sehr erfolgreichen Musiker/innen und Künstler/innen unter Vertrag, der für die Musik lebte,- ihre Mutter eine leidenschaftliche Broadway Darstellerin. Da war es nicht verwunderlich, dass die einzige Tochter der Johnsons die Musik und die Kreativität mit in die Wiege gelegt bekommen hatte. Das erste Mal kam das Mädchen bereits im Mutterleib mit Musik in Berührung. Mike war schon damals ein großer Musik Liebhaber – von Jimi Hendrix bis Madonna und Genesis war alles dabei. Mike legte seine Kopfhörer auf die große Kugel seiner Frau und ließ seine Tochter im Bauch ihrer Mutter diverse Musik und Songs aus aller Welt hören. Ob ihre Leidenschaft für Lyrics, Melodien und Instrumente daher kam, sei dahin gestellt. Schon im Alter von vier Jahren hegte sie den Wunsch, eines Tages Sängerin zu werden. Mit der engelsgleichen Gesangsstimme war sie durchaus gesegnet worden, so dass auch ihre Eltern davon überzeugt waren, dass ihre Tochter großes mit dieser Stimme erreichen könnte. Je älter sie wurde, desto mehr änderten sich ihre Wünsche für die Zukunft. Das Tanzen, insbesondere Ballett gehörte schon immer zu den größten Leidenschaften der jungen Frau, sodass Sophie schon sehr früh das Talent ihrer Tochter entdeckte und förderte. Mit fünf Jahren besuchte Avery ihren ersten Ballettunterricht, mit sieben lernte sie Klavier spielen, gefolgt von diversen anderen Musikinstrumenten. Mit gewissen Privilegien, wuchs das Mädchen, trotz des Reichtums ihrer Eltern, relativ „normal“ auf – zumindest so normal, wie es in der Schicht des Glanz und Glorias machbar war. Auf dem großen Anwesen auf Hibiscus Island in Miami lebte die kleine Familie mit ihren Großeltern unter einem Dach. Für was brauchte man solch ein großes Haus, wenn es nicht belebt war? All der Erfolg und der Ruhm nützte nichts, wenn man es nicht mit der Familie teilen konnte. Auch im erwachsenen Leben sollte die Familie für die Blondine der sichere Hafen bleiben. Schon als junges Mädchen war die Blondine eine aufgeweckte, neugierige Person, die nicht nur kreativ war, sondern auch viel neues ausprobierte. Ihr Interessengebiet dehnte sich schon als Kind aus – Tanzen und Musik war die eine Sache, doch sollte sie im Alter von 9 Jahren ihre Karriere als Kinderstar in Hollywood beginnen. Natürlich, wie sollte es anders sein, ergatterte sie, vermutlich dank ihrer Mutter, die erste Rolle in einer Serie von Disney, im alter von 11 Jahren war sie bereits auf den Kinoleinwänden zu sehen. Der Hype im das Johnson Mädchen war enorm und man schrieb ihr eine große Karriere zu. So interessant auch Hollywood war, Avery stellte relativ früh fest, dass die Schauspielerei, aber vor allem dieser ganze Rummel um ihre Person, nichts für sie war, sodass sie ihre beginnende Karriere bereits mit 13 Jahren beendete und vorerst nie wieder vor die Kamera trat.
Die Schulzeit auf einer Elite Schule verbracht, begann die Blondine in ihren Teenagerzeiten ihren Charakter zu entwickeln. Wer war sie? Was wollte sie? Welche Ziele hatte sie? Aber vor allem war sie ein gewöhnlicher Teenager, der sich entwickelte, in dem er Neues erlebte, Fehler machte, um (hoffentlich) daraus zu lernen und lernte aus der eigenen Komfortzone herauszukommen. Die ersten Partys, der erste Alkohol, die ersten Erfahrungen mit ihrer Sexualität,- das alles trug zu ihrer Entwicklung bei. Natürlich nicht zu vergessen, ihre Phase als kleiner Groupie, als sie ihre sieben Sachen packte und ihrer Lieblingsband hinterher reiste. Dabei blieb es nicht nur bei Konzertbesuchen, es war einfach eine aufregende Zeit für sie gewesen. Mit 17 Jahren, Avery hatte bereits die Schule fast beendet, wurde sie auf der renommierten Ballettschule "Royal Ballet School" in London angenommen, weshalb die Familie Johnson kurzerhand beschloss den Traum ihrer Tochter wahr werden zu lassen. Mike und Sophie ließen ihre Tochter alleine nach London ziehen, um ihren Traum ein Stück näher zu kommen. Avery übte und trainierte hart, jeden Tag mehrere Stunden, bis ihre Zehen bluteten, von Freizeit und Zeit mit gleichaltrigen verbringen, konnte keine Rede sein. Zwei Jahre wurde die junge Ballerina auf dieser Schule gefordert und gefördert, bis sie den nächsten Meilenstein erreichte. Ob es nun an ihrem Nachnamen lag oder an ihrem Talent, sei dahin gestellt, die Zusage der Juilliard School flatterte endlich herein. Fünf Minuten völlig ausgeflippt – im positiven Sinne natürlich – sah sich die Blondine bereits auf den großen Bühnen dieser Welt. Koffer gepackt, ging es zurück in die Heimat, dieses Mal an die Ostküste nach New York.
Es war nicht einfach für Avery ihre Freunde zurück zu lassen, sei es in Miami oder in London, wobei man nicht wirklich behaupten konnte, dass sie in London viele Freunde hatte – während des Trainings lernte man schlecht neue Leute kennen - aber sie war viel zu ehrgeizig um diese einmalige Chance nicht zu ergreifen. Die nächsten Jahre arbeitete die junge Frau hart an ihren Zielen, aufgeben war nie eine Option für sie. Selbst an Tagen, an denen sie mit blutigen Zehen nach Hause kam, wusste sie wofür sie all das machte. Neben Ballett spezialisierte sie sich noch auf Hip Hop und Street Dance. Ihre harte Arbeit sollte sich schon bald auszahlen. Mit 20 Jahren ergatterte Avery ihre erste Hauptrolle - es war eine kleine Aufführung, aber die Blondine war stolz darauf, ein Teil dieser Show gewesen zu sein, seither wirkte sie immer mehr in den verschiedensten Shows mit. Was Sophie und Mike jedoch stolz über ihre Tochter sagen konnten war, dass sie ein charakterstarkes, unabhängiges Mädchen großgezogen hatten, das wusste was es wollte und sich durchsetzen konnte. Avery würde sich niemals unterkriegen lassen, sie stand stolz auf ihren eigenen Füßen und mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein rundete sie ihren Charakter ab. Die junge Frau hatte auch eine recht zarte Seite, die sich von ihren Emotionen leiten ließ.
Ein tragischer Unfall sollte jedoch nicht nur ihr Leben, sondern das Leben der gesamten Familie auf den Kopf stellen. Es war der 17. Oktober 2019, Avery stand kurz vor ihrem Abschluss an der Juilliard School und besuchte in den Ferien ihre Eltern in Miami. Avery und ihre Mutter beschlossen einen Mädelsabend zu machen und gingen auf ein Konzert im Amphitheater in West Palm Beach. Die beiden Frauen hatten eine wundervolle Zeit zusammen, haben gelacht, getanzt und gesungen. Die zwei Stündige Rückfahrt nachhause sollte den Frauen zum Verhängnis werden. Gut gelaunt fuhren sie den Highway entlang bis sie in einen tragischen Autounfall verwickelt wurden. Der Wagen, in dem Sophie und Avery saßen, überschlug sich mehrere Male. Erst im Krankenhaus kam die 22-jährige wieder zu sich. Irgendwas da oben war auf ihrer Seite und sie überlebte mit schweren Verletzungen diesen Unfall. Allerdings war ihr linkes Bein von der Hüfte an gebrochen und es würde eine lange Zeit brauchen, bis alles verheilte. Dies bedeutete jedoch auch, dass ihre große Ballettkarriere beendet war, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Noch viel schlimmer war jedoch, dass sie an diesem Abend ihre Mutter verlor,- sie erlag am Unfallort noch an ihren Verletzungen. Für Avery brach eine Welt zusammen. Die Blondine fiel in ein tiefes Loch, wusste lange nichts mit sich anzufangen und suhlte sich in Selbstmitleid. Bis ihr Mason [NPC] über den Weg lief, der ihr ein Stück Lebensfreude zurückgab. Ihre Seele heilte und sie überlegte, was sie sonst mit ihrem Leben anfangen konnte. Die Blondine begann über ihren Schicksalsschlag auf ihren Kanälen in den Sozialen Medien zu sprechen, sie brauchte ein Ventil und eine Möglichkeit über ihren Verlust hinweg zu kommen. Sowohl über den Verlust ihrer Mutter als auch den Verlust ihres einzigen Traumes, professionelle Tänzerin zu werden. Inzwischen ist sie Vollzeit Content Creator und das relativ erfolgreich, zumindest kann sie damit ganz gut leben, außerdem hat sie vor drei Jahren angefangen an der University of Miami Musik und Musikmanagement zu studieren und steht kurz vor dem Ende ihres Studiums.

Danae Rinaldi geb. Johnson wurde 1980 in Den Haag [Niederlande] als Tochter eines US Soldaten & einer Niederländischen Bürokauffrau geboren. Bis sie 5 Jahre alt war lebten sie und ihre Familie in Den Haag. Im Jahr 1986 ging es dann zurück in die Heimat ihres Vaters - Miami. Denn dieser wurde nach unzähligen Jahren in den Niederlanden wieder nach Hause beordert. Ihre Mutter Joyce war zunächst nicht sehr davon angetan aber aus Liebe zu ihrem Mann zog sie mit den Kindern wenige Monate nach seiner Abreise hinterher. Danae fand dort schnell Anschluss, da sie Zweisprachig erzogen worden ist und allgemein schon als Kind eine Frohnatur war und gerne auf Menschen zuging. Die Rothaarige hatte schon immer einen Faible für Brautkleider, da sie diese magisch fand. Das erste Mal hatte sie eines von nah gesehen als ihre Tante heiratete. Zu dem Zeitpunkt war Danae gerade einmal 8 Jahre alt und sie war hin und weg. Der Grundstein für ihre Zukunft wurde am Tag jener Hochzeit gelegt. Denn seit diesem Tag wollte sie nichts anderes als eines Tages Brautkleider zu schneidern und Frauen damit glücklich machen. Mit 12 Jahren hat sie ihre erste eigene Nähmaschine bekommen, mit der es zunächst ein holpriger Start war. Es dauerte eine ganze Weile bis die Rothaarige damit umgehen konnte und mit 14 hat sie ihr erstes eigenes Brautkleid geschneidert. Es war nicht annähernd perfekt, aber es hat gereicht um diese Leidenschaft weiter zu entfachen. In der Highschool lernte sie ihren heutigen Ex-Mann Antonio Rinaldi kennen. Ein Italiener durch und durch. Sie war gerade 16 als er unerwartet in ihr Leben gestolpert ist. Antonio war schon kurz vor seinem Abschluss als aus den beiden ein Paar wurde und viele waren im festen glauben das diese Beziehung das College nicht überstehen würde und zum trotz aller war diese Liebe stark. Im Jahr 2000 gingen sie den Bund fürs Leben ein als Danae unerwartet Schwanger geworden war. Antonio war nach der Botschaft auf die Knie gefallen und hielt in einem absolut spontanen Moment um ihre Hand an. Sie heiratete in ihrem eigenen Kleid, jenes das sie vor Jahren schon für ihre Hochzeit geschneidert hatte. Das Studium für Modedesign & Textil-Bekleidungstechnik musste sie nach der Geburt für ein Jahr pausieren, damit sie mit ihrer neuen Rolle als Mutter aufblühen konnte, denn die Schwangerschaft war wirklich absolut nicht geplant. Im September 2000 kam dann auch schon ihr Sohn Arjen zur Welt, der das Leben der Rinaldis völlig auf den Kopf stellte. Er brachte Chaos aber auch absolute Liebe in die Beziehung der beiden und Danae hätte glücklicher nicht sein können. Ihr Studium schloss sie dann 2003 erfolgreich ab und widmete sich noch 2 Jahre dem Mutter sein ehe Ihr Ex-Mann, der selbst ein Erfolgreicher Unternehmer ist, ihr den Wunsch nach einem Brautmodeladen erfüllte. Zu Beginn gab es ein paar Startschwierigkeiten aber nachdem sie die ersten Aufträge erfolgreich an die Frau gebracht hatte, lief ihr Laden wirklich verdammt gut. Das besondere an ihrem Geschäft: jedes ihrer Brautkleider ist Maßangefertigt und ein absolutes Unikat. Kein Kleid ist wie das andere. "Dream Wedding by Rinaldi" wurde schnell und ziemlich unerwartet zu einem großen Erfolg, weshalb sie heute in Miami 2 Geschäfte und in Key West eines besitzt. Denn ihre Kleider liegen immer noch im Trend und die Anfragen werden immer mehr statt weniger. Aus diesem Grund hat Danae auch in jedem Laden eine Schneiderin die von ihr selbst das Handwerk und die Wichtigkeit jedes Kleides erlernt hat. 2021 trennten sie & Antonio sich, da sie sich nach über 20 Jahren einfach in völlig verschiedene Richtungen entwickelt haben und jeder mittlerweile andere Erwartungen an das Leben selbst hatte. Sie haben sich schlichtweg einfach auseinander gelebt. Die Trennung und die Scheidung verliefen friedlich und heute sind die beiden sehr gut miteinander befreundet. Immerhin bleiben sie trotz der Trennung eine Familie. Sie selbst versucht das Leben seitdem so gut es geht zu genießen, denn oft fühlt sie sich einsam in dem riesigen Haus. Ihr Sohn Arjen ist vor einem halben Jahr ausgezogen und seitdem ist es wirklich sehr still im Haus. Das ein fast 15 Jahre jüngerer Mann aber ihr Leben verändern wird, ahnt sie bisher nicht...

„Schau mal wie schön der Junge das gemacht hat und so ordentlich.“ Das hörte Jon als kleiner Junge so gerne, dass er seiner Mutter sogar lieber half als in seinem Kinderzimmer zu spielen. Besonders, wenn Gäste da waren. Seine Eltern hatten zwar kein großes Anwesen, aber das Grundstück war trotzdem groß und es gab viel Arbeit für den Vater und seinem Erstgeborenen. Auch wenn er lieber Feinarbeit machte, half er gerne seinem Vater und lernte dazu. Sei es bei den Tieren oder bei den handwerklichen Dingen. Als er sechs Jahre alt war, wurde seine Mutter schwanger und er entlastete sie gerne, wenn sie sich mal hinsetzen musste, weil ihr die Füße wehtaten.
Als sein kleiner Bruder Rayan geboren wurde, freute er sich, dass er sich um noch jemanden kümmern konnte und er neue Aufgaben bekam. Und natürlich viel Lob.
Nochmal sechs Jahre später wurde sein Bruder June geboren, um den er sich immer besonders gerne gekümmert hatte und ihn sogar neben sich liegen lassen hat, wenn er lernen musste. Den kleinen Jungen friedlich schlafen zu sehen, beruhigte ihn und motivierte ihn zugleich.
In der Schule war er genauso ordentlich und streng mit sich, was ihn nicht mal stresste. Er war sogar beliebt bei seinen Mitschülern, nicht nur bei den Mädchen, unter denen er eine wundervolle Freundin fand.
Wegen seines selbstsicheren Auftretens gehörte er oft zu den Coolen der Schule, auch wenn diese manchmal etwas taten, was ihm widerstrebte. Das Schlimmste, was ihm in dieser Zeit passierte, verfolgte ihn noch jahrelang in seinen Träumen.
Seine sogenannten Freunde veranstalteten eine Mutprobe und sie fuhren alle in dem neuen Wagen des einen fast mit Höchstgeschwindigkeit nachts durch ein Wohngebiet. Jon hatte versucht sie mit Worten aufzuhalten und wurde von ihnen nur als Feigling und Spaßverderber bezeichnet, weil er nicht mitmachen wollte. Am Ende verunglückten die Jungs. Einer starb dabei leider.
Trotz dieser Tragödie schaffte er einen guten Highschool-Abschluss. Und es wunderte niemanden, dass er beschloss einen Beruf zu ergreifen, bei dem er behilflich und ordentlich sein konnte, der viel Würde mit sich brachte und natürlich Lob, wie er dachte.
Auf das International Institute of Modern Butlers in Miami zu gehen, kostete bedauerlicherweise zwanzigtausend Dollar. Also arbeitete er dafür zwei Jahre lang, und den Rest gaben seine Eltern dazu, wofür er ihnen sehr dankbar war.
Die Ausbildung dauerte mehrere Monate und war sehr intensiv. Er lebte im Institut, bekam nur wenig Schlaf, und musste von frühmorgens bis spätabends arbeiten und dabei perfekt sein, da alles bewertet wurde.
Nach der Ausbildung fand er schnell eine Stelle und zahlte in den ersten Jahren seinen Eltern das Geld zurück. Zudem unterstütze er seine Brüder finanziell. Besonders als Rayan sich seinen Wunsch erfüllte und studierte.
Inzwischen hatte er eine wundervolle Frau geheiratet und eine bezaubernde Tochter mit ihr. Er kaufte ein Haus für beide und erfüllte ihnen jeden Wunsch, jedenfalls finanziell. Weil die beiden oft alleine zuhause wären, waren sie meisten bei seinen Eltern und seinen Brüdern zuhause.
Mit 32 Jahren stand er fest im Leben, verdiente gut und lebte Dank seines Arbeitgebers ein Luxusleben. Leider hatte er sehr wenig Zeit für seine Familie, für seine Frau und seine fünfjährige Tochter.
In seiner wenigen Freizeit fuhr er gerne stundenlang mit dem Bike und hing dabei seinen eigenen Gedanken nach und hatte dabei endlich Zeit nur für sich. Auf einem dieser Ausflüge kam er von der Straße ab. Wie der Unfall genau passiert war, daran erinnerte er sich später kaum. Er hatte Glück diesen überlebt zu haben, sagten die Ärzte und er verbrachte einige Wochen im Krankenhaus. Danach war er noch einige Monate zuhause, und musste Physiotherapie machen, zu der er heute noch gehen muss, da er seit dem Unfall fast dauerhaft Rückenschmerzen hat.
Ein Gutes hatte dieser Unfall. Er hatte endlich Zeit für seine Familie und besonders seine Tochter freute sich, dass sie viel mit ihrem Dad unternehmen konnte.
Als er nach fast einem Jahr wieder arbeiten konnte, ging das nur mit Schmerzmitteln, was ihn nicht daran hinderte genauso hart zu arbeiten wie vorher.
Die letzten drei Jahre waren nicht nur wegen der ständigen Schmerzen schwer. Er zweifelte an seinem ganzen Leben und seinen Entscheidungen und diese Unsicherheit quälte ihn, was er sich aber nie anmerken ließ. Außer bei seiner Familie. Dieser Unfall hatte alles verändert.
Heute wohnt er wieder zuhause bei den Eltern, wenn er denn mal freihat. Das Haus hat er seiner Ex und der Tochter überlassen.

USA, Miami 1997

Cassie kam als zweites und letztes Kind der Familie >>Platzhalter<< im Jahr 1997 am 23 Januar zur Welt. An diese Zeit konnte sie sich allerdings nicht erinnern, da sie viel zu jung war.
Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder >>Platzhalter1<< war Cassie ein sehr ruhiges und sanftes Kind gewesen, fast wie eine Babypuppe..

Das Problem als Kind? Man bekam nicht mit, was in der Erwachsenenwelt vor sich ging, und mit 3 Jahren schon gar nicht. Die Welt war noch in Ordnung. Aber Cassie gefiel ihr Zuhause hier in Miami sehr gut. Sie schien sich wohl zu fühlen, und das war doch alles, was zählte, oder? Außerdem liebte sie ihren großen Bruder, der immer an ihrer Seite war und sich liebevoll um seine kleine Schwester kümmerte.

Cassie wurde langsam groß und aus dem Kleinkind wurde ein Kindergartenkind. Das war so aufregend! Inzwischen lernte das kleine Mädchen schon viel, was auch nicht anders zu erwarten war. Sie hörte oft, wie ihre Eltern über Dinge stritten, die sie nicht verstand. Dass sie in diesem Jahr aber alles verlieren würde, ahnte sie nicht, denn Cassie hatte keine Ahnung, in welche Machenschaften ihre Familie verwickelt war. Dass sie tatsächlich einer Mafia-Familie angehörten verstand sie so gut wie eine Kuh etwas verstand vom Fahrradfahren.

Es war wie in einem Krimi, als die Schüsse durch die Nacht hallten. Sie spürte, wie ihre Mutter sie nachts aus ihrem Zimmer holte und ihr in der Hitze des Gefechts etwas sagte, was sie nicht verstand. Sie sah nur, wie ihre Mutter mit ihr die Treppe hinunterrannte und sie in die Hände ihres Bruders stieß, der seine Schwester dann durch die Hintertür hinausführte. Es regnete in Strömen in dieser Nacht, als sie im Nachbarhaus zwei Schüsse hörten, die den Regen durchbrachen während ihr Bruder mit ihr durch den Garten rannte, um das Grundstück zu verlassen.

Sie hörte ihn fluchen, was sie in diesem Moment kaum verstehen konnte. Er lief mit ihr die Straße hinter dem Anwesen entlang und setzte sie dann schnell atmend ab. Er gab ihr eine Kette und sagte ihr, sie solle rennen, bis ihre Beine sie nicht mehr tragen könnten.
Schließlich tat das kleine Mädchen dies, denn was ihr großer Bruder sagte, war für ihre Ohren genauso wichtig wie die Worte ihrer Eltern.
Während sie rannte, hörte sie weitere Schüsse, die sich langsam entfernten. Durch den Regen wurde ihre Sicht immer schlechter und ihre langen Haare hingen ihr ins Gesicht. So rannte sie orientierungslos über die Straße und wurde von einem fahrenden Auto erfasst, das das kleine Mädchen zu spät gesehen hatte.

Cassie lag nach dem Unfall ein halbes Jahr im Koma. Als sie schließlich aufwachte, konnte sie sich an nichts erinnern. Ihr Gedächtnis war durch die schweren Kopfverletzungen, die sie bei dem Unfall erlitten hatte, ausgelöscht, da ihr Schädel frontal gegen die Windschutzscheibe geprallt war. Dass sie überlebt hatte, war ein Wunder. Allerdings konnte sie sich nicht einmal an ihren Namen erinnern, sodass sie im Krankenhaus den neuen Namen LAURA erhielt. Man zeigte ihr die Halskette, die sie zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte, aber sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, warum sie die Halskette getragen hatte. Trotzdem fragte sie, ob sie die Halskette behalten könne, da sie ihr irgendwie vertraut gewesen sei. Da es keine Familie oder Verwandten gab, die mit Laura in Verbindung standen und in den zwei Jahren niemand auf die Anzeige reagiert hatte, begannen sie, nach einer Familie zu suchen, die sie nach ihrer Genesung beherbergte, sonst hätte sie in ein Heim gehen müssen. Aber sie hatte Glück, kurz bevor sie entlassen werden sollte, wurde tatsächlich eine Familie für sie gefunden. Sie wurde in einem guten Zuhause untergebracht, bei Eltern, die alles hatten was sie brauchte um Laura ein gutes Zuhause zu geben.

Zuerst ging sie in die Schule, wo sie offensichtlich einiges aufzuholen hatte. Während die anderen Kinder in ihrer Klasse schon sich alle kannten, kannte Laura niemanden was es ihr natürlich nicht leicht machte. Aber zum Glück waren ihre Mitschüler alle ziemlich nett und so wurde sie in der Klasse gut aufgenommen.
Allerdings erreichte auch sie irgendwann die Pubertät, während ihr Gedächtnis sich immer noch an nichts von damals erinnern konnte. Sie sah immer wieder auf die Kette, die sie im Krankenhaus bekommen hatte, aber da war nichts außer diesem vertrauten Gefühl tief in ihr. Sie wünschte sich, sie könnte sich an etwas erinnern. Gleichzeitig hatte sie ständig von Schritten geträumt, die sie eine Treppe hinauf und durch den Garten führten, während sie seltsame Worte hörte, die sie in ihrem Kopf nicht entziffern konnte, weil es klang, als wäre sie unter Wasser.
Natürlich erzählte sie ihren neuen ‚Eltern‘ davon und diese schickten sie zu einem Arzt, der sie zu einem Psychiater weiter schickte, dem sie von ihren Träumen erzählte. Doch zu neuen Erkenntnissen führte dies nicht.
Nachdem sie mit 18 all die typischen Dinge hinter sich gelassen hatte, wie Pubertät, erste Liebe und all das, hatte sie auch die Schule beendet und durfte nun entscheiden, was sie werden wollte.
Was gar nicht so einfach war. Sie wusste nicht so recht, was sie wollte. Sie hatte keine Lust einen Beruf zu erlernen, aber sie musste ja irgendwas machen. Was konnte sie also am besten? Ihr fiel nur eines ein: sie konnte gut mit Computern umgehen und war fasziniert von Technik. Doch wie sollte sie damit Geld verdienen? Eine gute Frage. Nach langem Herumfragen entschied sie sich schließlich dazu, einen Bachelor of Science in Computer Science an der MIU City University Miami zu machen. Währenddessen hatte sie 4 Jahre Zeit, um während ihres Studiums den richtigen Job zu finden.
Doch während ihres Studiums lernte sie ihn kennen. >>>Platzhalter2<<< . Sie verliebte sich in diesen Typen, man könnte fast sagen, er war ihre erste Liebe. Tatsächlich stimmte das. Doch der Schock kam, als sie kurz vor ihrem 20. Geburtstag, mitten im Studium von >>>Platzhalter2<<< schwanger wurde.

20 Jahre alt, schwanger. So hatte sich Laura das eigentlich nicht vorgestellt. Doch >>>Platzhalter2<<< gab ihr immer das Gefühl, dass sie alles schaffen kann, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Doch bis dahin hatte sie seine Eltern noch nicht kennengelernt. Während ihre Eltern sich darüber freuten waren seine Eltern so als würde sie die Pest bringen. Die Blicke seiner Eltern würde sie nie vergessen, vor allem, weil sie ein unscheinbares Mädchen war. Nichts, was gut genug für ihren Sohn wäre. Es ging sogar so weit, dass sie ihr Geld anboten damit sie ihn verließe, weil sie ihm nie das geben könne, was er wirklich braucht. Vor allem brauchte er gerade jetzt, kurz vor dem Berufseinstieg, kein Kind am Arm. Das ging 6 Monate lang so und je weiter sie in der Schwangerschaft voranschritt, desto energischer wurden sie. Ihrem Freund erzählte sie natürlich nichts davon. Warum? Aus Angst, er würde ihr nicht glauben oder sie verlassen, weil sie nicht so über seine Familie reden sollte.

Doch dann passierte es. Abends, als es ein Gewitter gab, war sie gerade mit dem Auto unterwegs als ein anderes Auto sie von der Straße drängte und sie sich mehrmals überschlug wodurch das Auto in den Fluss fiel. Laura versuchte sich zu befreien, wurde aber in ihrem geschwächten Zustand von dem fließenden Fluss erfasst und mitgeschleift.

Als sie wieder aufwachte, befand sie sich in einem Krankenhaus und das Baby war aus ihrem Bauch verschwunden. Sie hatte einen Anfall und musste deshalb sediert werden. Als sie einige Tage später wieder zu sich kam, hatte ihr Freund sie im Krankenhaus gefunden und war schockiert über die Dinge, die er dort erfahren hatte. Aber nicht nur er war schockiert – auch sie stand noch unter Schock und konnte das Geschehene nicht ganz verarbeiten. Ihr psychischer Zustand und die Tatsache, dass sie sich immer wieder zurückzog, ließen die Beziehung zu ihrem Freund zerbrechen, was seinen Eltern wahrscheinlich zugute kam.

Sie kehrte in den Schoß ihrer Familie zurück und brauchte einige Zeit mit Therapie und all dem, um zu heilen.

Nach 2 Jahren im Schoß ihrer Familie fand sie langsam wieder ins Leben zurück. Sie begann sogar wieder ihren Bachelor of Science in Informatik zu machen und schloss diesen vor wenigen Monaten nach 4 Jahren erfolgreich ab. Während ihres Studiums fand die blonde Frau außerdem einen Job als Webentwicklerin in einem Unternehmen, bei dem sie nach ihrem Abschluss angefangen hatte zu arbeiten und in das sie sich mittlerweile erfolgreich integriert hat.

Ihre erste eigene Wohnung war nun in Miami bezugsfertig und so fing ihr Leben gerade erst an, immer mit der Kette um den Hals, die sie von ihrem Bruder bekommen hatte an jenen sie sich nicht mehr erinnerte.

✘TRIGGERWARNUNG: CHILD ABUSE, DEAD
Nicht gewollt zu werden. Verstoßen von den eigenen Eltern, weil die Schwangerschaft lediglich ein Unfall war. So begann das Leben, des kleinen, viel zu früh geborenen Jayden Cho. Gemein und traurig, wenn man bedenkt, was für ein süßes Baby er doch war. Betrachtet man die Lage allerdings etwas anders, könnte man auch meinen, dass es vielleicht besser so war. Denn wer konnte schon mit Sicherheit sagen, ob es ihm bei seinen biologischen Eltern nicht noch schlechter ergangen wäre, als das, was er so oder so in den folgenden Lebensjahren würde erleben müssen. Fürs erste jedoch, sollte Jayden erst einmal die Liebe und Zuneigung erfahren, wie es sich für einen nähe bedürftigen Säugling gehörte. Man könnte es Glück im Unglück nennen, dass nur wenige Tage nach seiner Geburt ein Pärchen ins Krankenhaus kam, welche sich nichts sehnlicheres wünschten, als endlich ein Baby zu bekommen. Hierbei handelte es sich um Seo Yong und Lennox Cho, denen Jayden überhaupt erst seinen Namen zu verdanken hatte und denen es bislang verwehrt blieb ein Kind zu bekommen. Dabei war es immer schon der Traum der jungen Seo Yong gewesen, eine eigene kleine Familie zu haben. Es hatte zwar ein wenig gedauert, der Unterlagen wegen, aber tatsächlich fand Jayden bei ihnen ein tolles und liebevolles neues Zuhause. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, da Jayden ja ein Frühchen gewesen war, entpuppte sich der kleine Zwerg als aufgeschlossener, fröhlicher und wissbegieriger Junge, der alles in seiner Umgebung so mir nichts dir nichts aufsaugte, wie so ein lebendig gewordener menschlicher Staubsauger. Auch reagierte er auf jeden Menschen und jede Situation äußerst sensibel, was natürlich nicht immer nur positiv war. So kam es, dass eine winzige Regung in dem Gesicht seiner Mutter reichte, damit er für sich selbst entschied, wie er die Situation einzuschätzen hatte. Wenn nun also der Bruder seiner Mutter zum Beispiel nach langer Zeit mal wieder zu Besuch kam, der sich eigentlich nur blicken ließ, wenn er mal wieder Geld brauchte und sich ihr Kiefer nur ganz leicht anspannte, dann verfiel Jayden in ein Schreiorchestra der extravaganten Klasse und dazu auch in den verschiedensten Tönen. Ach wie hatte seine Mutter gelacht, als sie einige Jahre später herausgefunden hatte, dass Jayden dies irgendwann immer mit Absicht getan hatte, um seine Mutter vor unnötigen Diskussionen mit ihrem Bruder zu schützen. Es war ein herzliches Lachen gewesen, so liebevoll und ehrlich zugleich und auch so präsent, dass Jayden sich selbst heute noch, etliche Jahre nach dem Tod seiner Eltern an dieses Lachen erinnerte. Sein Vater hingegen, lachte nie so viel, er war eher die ernstere Variante seiner Mutter, erzählte Jayden dafür aber viele tolle und spannende Geschichten. Grade Abends, bevor es für ihn zu Bett gehen sollte, dachte sich sein Vater ganz besonders spannende Geschichten aus und meist war es jeden Tag etwas anderes. Mal handelten sie von Kindern, die besondere Gaben oder Fähigkeiten besaßen, von Fabelwesen, die in einem magischen Wald lebten oder von Prinzen und Prinzessinnen, die alles mögliche tun mussten, um ihr Königreich zu beschützen. Lauter lustige Features hatte Jaydens Vater sich dann immer einfallen lassen. Zum Beispiel kam in einem seiner Geschichten, statt ein Drache, wie es sonst irgendwie immer der Fall war, ein Elefant ins Schloss und entführte den Prinzen. An alle Geschichten, die sein Vater ihm immer und immer wieder erzählte, konnte er sich inzwischen leider nicht mehr erinnern. Aber eine gab es, die würde er selbst in seinen wildesten Träumen und in seinen dunkelsten Momenten nicht vergessen, da diese fortan seinen Charakter prägen sollte. Sie handelte von einem Mann, der ganz allein auf der ganzen weiten Welt war. Er hatte keine Freunde, keine Familie oder sonst gar niemanden. Denn es gab nur ihn, diesen einen Mann und sonst niemand anderen auf der Welt. Dachte er zumindest, bis er eines Tages auf ein Baby stieß, welches in Leinen eingewickelt in einem Flechtkorb lag. Seelenruhig lag es da und schaute den Mann neugierig an. Verblüfft war dieser gewesen, hatte er vorher noch nie so ein Wesen erblicken können. Doch wusste er nicht, wie er damit umzugehen hatte und ließ es, aus Angst etwas falsch zu machen, vorerst dort zurück. Nach ein paar Stunden des ziellosen Umherlaufens aber, machte sich in ihm so ein Gefühl breit, welches man wohl Schuldgefühle nannte, weshalb der Mann schnellen Schrittes den ganzen Weg wieder zurück lief, um das einsame Baby mitzunehmen. Anstatt jedoch erneut in diese unschuldigen Augen blicken zu können, stand er nun mit entsetztem Blick einem Wolf gegenüber, der sich grade genüsslich sein Maul leckte. Wut und Trauer zugleich bauten sich in dem Mann auf, galt dieser aber nicht dem Wolf, wie man erwarten würde, sondern ihm selber. Denn es war seine Schuld gewesen, dass er das Baby einfach hatte da liegen lassen, anstatt dieses mitzunehmen. Ohne Schutz hatte es wie gefundenes Fressen da gelegen. Ab diesem Tag nahm er sich vor, dieses Ereignis sich nicht noch einmal wiederholen zu lassen. Wenn er also nochmal jemanden in Not und vor allem allein und ohne Schutz vorfinden würde, dann würde er eingreifen und helfen.
Diese Erzählung hatte bei Jayden dafür gesorgt, dass er selbst zu eben jenem Mann wurde, wenn auch eher in Form eines Jungen, da er zum Mann definitiv erst noch heranwachsen musste. Folglich half Jayden also wo er nur konnte. Sei es drum, dass es lediglich ein Vogel war, der nach Essen suchte oder ältere Menschen, denen er beim Tragen helfen konnte. Jayden war in seinen jungen Jahren einfach die Hilfsbereitschaft in Person und dazu zeichnete er sich auch durch seine ständige Freundlichkeit aus. Ein ausgeglichenes und glückliches Kind, so wie man es sich wünscht. Und wäre nur ein gewisses kleines Detail in seinem Leben ansatzweise anders ausgegangen, wäre er bestimmt auch weiterhin so gewesen. Es sollte jedoch anders kommen.
Die Sonne schien herab, teilte ihre angenehme Wärme mit den Menschen und Jayden spielte ausgelassen in dem großen Garten seines Elternhauses. Er lachte und rannte, kullerte ab und an über den Boden und freute sich seines Lebens. Er freute sich deshalb so sehr, weil es nur noch ein paar Minuten dauern sollte, bis seine Eltern von der Arbeit nach Hause kommen und ihn für einen kleinen Nachmittagsausflug abholen wollten. Jayden war so unendlich dolle aufgeregt gewesen, dass er schon eigenständig eine kleine Tasche gepackt hatte. Er wusste von seinem Kindermädchen, dass es sich bei dem Ausflug um ein Picknick handeln sollte, wofür seine Eltern mit Jayden extra ans Meer fahren wollten. Daraufhin hatte Jayden ganz allein, obwohl das Kindermädchen ihre Hilfe anbot, ein paar Sandwichs geschmiert und mit allerlei leckeren Sachen belegt, die er so in deren Kühlschrank finden konnte. Natürlich alles essbar und keinerlei komische Kombinationen. Zudem hatte er, diesmal aber tatsächlich mit Hilfe, ein paar geschnittene Äpfel und Erdbeeren in Dosen abgepackt. Nachdem er dann alles ordentlich in seinem Rucksack verstaut hatte, stellte er diesen Vorsorglich in die Nähe der Haustür, damit der auch ja nicht vergessen wurde beim Rausgehen. Jayden konnte gar nicht sagen, wie sehr er sich auf diesen Nachmittag freute, hatten es ihm seine Eltern doch schon so lange versprochen, dass sie mal wieder gemeinsam irgendwohin fahren würden.
Er war gerade dabei, als Kapitän seines Piratenschiffs, wobei es sich um sein Klettergerüst handelte, ein paar imaginären Schiffbrüchigen zur Hilfe zu eilen, als im Haus das Telefon zu klingeln begann. Ob man es nun seinem sensiblen Gespür dankte oder nicht, der 9-jährige merkte noch in der selben Sekunde, in der das Kindermädchen den Hörer abnahm und sich mit ihrem Namen meldete, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Zuerst dachte er nur daran, dass seine Eltern wahrscheinlich wieder absagten. Doch das Gesicht seines Kindermädchens sprach anders Bände.
Eine Welt, die eigentlich schöner für ein Kind nicht hätte sein können, brach in dem Moment zusammen, wo sie den Garten betrat und den Jungen in ihre schützenden Arme nehmen wollte. Jayden schrie, schrie sich die Seele aus dem Leib und begann zu weinen. Kraftlos sank der kleine Körper wenige Minuten später zusammen, binnen weniger Sekunden war es plötzlich ganz still um ihn herum geworden und die Augenlider des Jungen flackerten für einen Moment. Dann wurde alles dunkel, Jayden war vor Anstrengung bewusstlos geworden. Das Kindermädchen, so aufgelöst wie noch nie, rief natürlich schnellstens einen Krankenwagen, der, zu seinem Glück, auch nur wenig später eintraf.
Aufwachen tat Jayden erst, da befand er sich schon in einem der unbequemen Krankenhausbetten mit der grässlich weißen Bettwäsche. Er brauchte nicht lang, um zu checken, warum und weshalb er sich hier befand. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn oder besser gesagt sein Herz und Tränen bildeten sich wieder in seinen Augen. Tot.. Sie waren einfach tot.. Sie würden nicht wiederkommen.. Zu ihm zurückkehren.. Ihren Sohn in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wäre und er sich keine Sorgen machen brauchte.. Sie würden nicht kommen, um ihn abzuholen.. Sie würden nicht mehr gemeinsam ans Meer fahren und die Sandwichs essen, die er so voller Freude und mit Liebe gemacht hatte. Oder die Erdbeeren und die geschnittenen Äpfel. Nie wieder.. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals in dem Moment, in dem er eigentlich hatte etwas sagen wollen. In der Hoffnung, das alles irgendwie wieder ungeschehen machen zu können. Doch es ging nicht. Niemals. Was geschehen war, war geschehen und das konnte man nicht rückgängig machen. So hatte es ihm sein Vater immer erklärt.
Die darauffolgenden Tage, waren bis dato die schwersten in dem Leben des Jungen, obwohl er noch schlimmeres erfahren sollte. Noch am selben Tag, an dem das alles passiert war, tauchte eine Sachbearbeiterin vom ortsansässigen Jugendamt auf, die Jayden fürs erste in einem Kinderheim unterbringen wollte. Eigentlich hatte er widersprechen wollen, wollte er doch lediglich wieder in sein vertrautes Zimmer, sich dort in sein kuscheliges Bett legen und einfach schlafen. Da er nun allerdings ein Waise war, war dies nicht mehr möglich. Nie wieder würde er nach Hause können, das was er 9 Jahre lang sein Zuhause nennen durfte. Die vertrauten Räume, die immer irgendwie blumig rochen, vor allem, wenn seine Mutter sauber gemacht hatte. Sein, in hellblau gestrichenes, Kinderzimmer, welches fast bis zur Decke mit den verschiedensten Spielsachen vollgestopft war. Nie hatte es Jayden auch nur an irgendetwas gefehlt. Nicht mal an ausreichender Liebe mangelte es ihm, trotz dessen, dass seine Eltern tagsüber meist immer arbeiten gewesen waren. Liebe.. Zuneigung.. Wie sehr er dies nun vermissen wird. Niedergeschlagen und sich seinem Schicksal hingebend, war er den Anweisungen der streng aussehenden Frau einfach gefolgt und fand sich Stunden später zwischen den unterschiedlichsten Kindern wieder. Das Kinderheim, in welches er gebracht wurde, hatte sich am Rande von Miami befunden und war genauso von außen, wie von innen leicht heruntergekommen. So wie die Wände und die Böden aussahen, so benahmen sich auch die Wärterinnen, wie sie hier genannt wurden. Im Grunde hätte es auch Kinderknast heißen können, anstatt Heim. Zu seinem Glück, oder auch Pech, wie sich später herausstellen sollte, musste er dort nur ein paar Tage bleiben. Die Leiterin konnte es kaum glauben, als nach so kurzer Zeit schon Interessenten für Jayden sich im Heim anmeldeten und im ersten Moment freute sich der Junge auch. Doch auch hier, so wie an jenem Tag auch, hatte er plötzlich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Es war sein sensibles Gespür, welches sofort mit den Alarmglocken zu läuten begann, wenn auch vorerst nicht wissend warum. Aber Jayden sollte merken, warum seine Sinne eigentlich wie immer recht hatten. So stellte sich heraus, dass das Ehepaar, welches Jayden aufnahm, nicht nur ihn als Pflegekind hatte, sondern noch etliche Kinder mehr. 11 bei der Zahl, um genau zu sein. Allesamt abgemagert, apathisch und sichtlich verwahrlost. Ein schreckliches Bild, welches sich ihm dort auf dem Hof bot und er steckte nun mitten drin. Recht schnell hatte sich herauskristallisiert, dass Perry und Tiffany, wie sie sie nennen mussten, die Kinder nur unter ihre Obhut genommen hatten, damit sie jemanden die Drecksarbeit auf ihrem Hof erledigen lassen konnten. Taten sie dies nicht, blühte ihnen die Peitsche oder gar schlimmeres. Auch Jayden hatte es in der ganzen Zeit, in der er dort lebte, das ein oder andere mal gewagt, ihnen zu widersprechen und einmal nicht das zu tun, was sie von ihm und den anderen Kindern verlangten. Bis aufs Blut musste er daraufhin hunderte von Peitschenhieben ertragen, hatte tagelang nichts zu Essen bekommen, nur um dann nochmals verprügelt zu werden. 5 Jahre... 5 ganze Jahre hatte Jayden es dort aushalten müssen, bis er endlich genügend Kraft in sich verspürte und vor allem den Mumm dazu hatte, aus dieser Hölle zu fliehen. Das er überhaupt noch ans Leben denken konnte, hatte er allein Amy zu verdanken. Ein Mädchen, im gleichen Alter wie er, welches kurz nach ihm auf diesen Hof geschleppt wurde. Mit ihr, noch einem weiteren Kind und sich selbst, zählte er inzwischen 14 Kinder, die eins nach dem anderen gequält und misshandelt wurden. Amy hatte auch schon einiges ertragen müssen, allerdings war sie ebenfalls von starker Natur und dachte genauso wenig ans Aufgeben, wie Jayden. Eigentlich hatte er mit ihr zusammen des Nachts abhauen wollen, hatten sie doch bereits alles bis ins kleinste Detail geplant. Mal wieder, wie schon einmal in Jaydens Leben, sollte alles anders kommen, als wie erhofft oder zumindest sollte es nicht so reibungslos verlaufen, wie geplant. Dabei lief der Abend zuvor genauso, wie es sollte. Beide arbeiteten sie bis 20 Uhr, bis soweit alles erledigt war von dem, was sie aufgetragen bekommen hatten, ehe sie sich ihre Portion Abendessen bei Perry abholten und gemeinsam aßen. Punkt 21 Uhr war für alle dann Schicht im Schacht, das Licht wurde ausgeschaltet und die Tür von der Scheune wurde von Tiffany höchst persönlich zugeschlossen. Mit dickem Kettenschloss und allem, was sie sonst noch fand. Demnach taten Jayden und Amy erst einmal so, als hätten sie sich tatsächlich schlafen gelegt, dabei warteten sie einfach nur ab, bis auch im Haupthaus das Licht ausgehen würde. Dies passierte zu deren Leidwesen diesmal erst gegen 1 Uhr Nachts. Ein paar Minuten harrten sie noch aus, ehe sie aus ihren Betten schlichen, die eher einem Brett glichen und wogegen sogar die Krankenhausbetten plötzlich bequemer wirkten. Auf leisem Fuß schlichen sie sich an den anderen vorbei, Jaydens Blick dabei stetig auf die anderen Kinder gerichtet. Wie sehr er sich in diesem Moment bloß wünschte, dass er sie alle einfach mitnehmen könnte. Aber er konnte nicht. Oder vielleicht doch? Vielleicht war er auch einfach zu feige oder hatte Angst davor, dann erst recht zu scheitern. Aber ob nun so oder so, nachdem sie aus einem kleinen unscheinbaren Loch im hinteren Teil der Scheune gekrochen waren und sich schon in Sicherheit wogen, erwartete sie bereits ihr blaues Wunder. Perry stand dort, einfach so, mit einem ekeligen Grinsen im Gesicht, als wolle er sagen: Ihr werdet niemals entkommen. Da hatte er die Abrechnung allerdings ohne Amy gemacht, die es anscheinend noch faustdicker hinter den Ohren hatte, als er bisher annahm. Sie stellte sich ihm entgegen, bereit alles auf sich zu nehmen und befahl Jayden schnellstens abzuhauen. Zuerst weigerte er sich, sollte er doch eigentlich derjenige sein, der sie beschützen sollte. Amy beharrte allerdings weiter darauf, verlieh ihrer Stimme sogar etwas schroffes und festes. Jayden blieb nichts anderes übrig, er würde sie nicht umstimmen können. Also lief er davon, rannte, so schnell er nur konnte. So schnell, wie wahrscheinlich noch nie in seinem Leben. Es reichte jedoch nicht, die Schreie, die im nächsten Moment erklangen, konnte er dennoch hören. Jayden wollte schon umkehren, wollte seiner Freundin zur Hilfe eilen, aber da kam ihm ihre Stimme wieder in den Kopf und ihr Ausdruck in ihren Augen. Tränen traten in seine Augen, weil er in diesem Moment so heftig mit sich selbst zu kämpfen hatte. Aber er zog es durch, er lief weiter. Stoppte nicht ein einziges Mal mehr, bis er in einem Teil von Miami ankam, wo sie ihn so schnell vielleicht nicht suchen würden. Im Grunde war es die komplett entgegen gesetzte Seite der Stadt, die er auch nur durchs schwarzfahren mit der UBahn erreichte. Er hatte es also geschafft, war der Hölle und den ständigen Schmerzen, die ihm zugefügt wurden, entkommen. Theoretisch hätte er in diesem Moment die nächste Polizeistation aufsuchen und das melden müssen, hätte seiner Freundin helfen müssen und den anderen Kindern. Angst war es, die eben genau solche rationale Denkweise für Jayden unmöglich machte. Stattdessen versteckte er sich, machte es den Obdachlosen gleich, schlief und lebte fortan auf der Straße. Die Panik davor, nochmals in ein Kinderheim oder zu solch einer „Familie“ zu müssen, war einfach zu groß. Zum Glück aller, war Jayden allerdings nicht dumm. Er stellte es schlauer an, als die anderen, die ebenfalls auf der Straße lebten. Weder Alkohol, noch Drogen, fanden einen Weg in sein Leben. Lediglich ein paar Klamotten und Schulsachen hatte er sich zusammen geklaut, damit er wieder zur Schule gehen konnte. Trotz alledem ein hartes Leben, wenn man bedenkt, dass er in der Schule versuchte eine Fassade aufrecht zu erhalten. Er wollte um jeden Preis vermeiden, in irgendeiner Weise mitleiderregend zu wirken. Mobbing? Da gab er nichts drauf, auch hatte er da nicht wirklich Angst vor. Nur Mitleid, dass wollte er einfach nicht. Somit lief er jeden Morgen zu einem Schließfach am nahegelegenen Bahnhof, zog dort eine Tasche mit seinen Sachen raus, zog sich auf der Herrentoilette um und schloss die anderen Sachen wieder ein. Nach der letzten Stunde dann nochmal genau das gleiche. Und das von Tag zu Tag, bis hin zu dem, der erneut sein Leben verändern sollte.
Inzwischen lebte er fast 2 Jahre schon auf der Straße, hatte gelernt mit dem harten Leben umzugehen und sich vor Polizisten zu verstecken, die nach ihm suchten. Jayden begann vor kurzem sogar damit, als Straßenmusiker seine Kröten zu verdienen. Langatmig, keine Frage. Vor allem, wenn mal nicht ganz so viele Passanten wie sonst an ihm vorbei kamen, dabei suchte er sich schon die besten Ecken aus. Wobei er auch immer darauf achten musste, nicht mit anderen Straßenbewohnern zu kollidieren, könnte ansonsten Krieg geben und das nicht grade vom feinsten. Doch meist lief alles recht reibungslos und so setzte er sich mal hier und mal da mit seiner Gitarre, die er vom Sperrmüll aufgesammelt hatte und noch gut intakt war, an eine Ecke und spielte ein paar bekannte Lieder. Zuerst waren es nur etliche Cover, die er vor sich hin klimperte und singen tat er dazu auch nicht. Erst als Jayden anfing, durch Zufall auch nur, seine eigenen Texte zu schreiben, Gedanken und Gefühle die ihn beschäftigten, sang er ab und an auch mal. Mit der Veränderung bekam er prompt auch mehr Geld zu gesteckt, was Jayden allem voran in Schulmaterial und neue Kleidung steckte. Nur selten war es mal etwas zu essen, was er davon kaufte, hatte er sich an den ständigen Hunger schon irgendwie gewöhnt. Auch an diesem Tag spielte er wieder auf seiner Gitarre, präsentierte den vorbeilaufenden Passanten grade einen neuen Song von ihm. Allein aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, dass in unmittelbarer Nähe eine ältere Dame zu Boden gestürzt war und keiner sich in der Pflicht sah, ihr mal aufzuhelfen. Jayden fackelte nicht lang, im Kopf die Geschichte seines Vaters und die leidigen Schuldgefühle seiner Flucht habend, beendete er sein Spiel und lief mit großen Schritten auf die Frau zu. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, griff er ihr unter die Arme und half ihr so wieder auf die Beine. Jayden konnte recht schnell erkennen, dass die ältere Dame sich irgendwo etwas heftiger verletzt haben muss, doch diese bestritt dies vehement und pochte darauf, dass sie dringend zum Friedhof müsse. Nochmals versuchte Jayden sie dazu zu überreden, vorher das Krankenhaus aufzusuchen, doch sie weigerte sich weiterhin und bat Jayden stattdessen ihr zu helfen, zum Friedhof zu kommen. Sie müsse doch die Blumen für ihren Mann dort hin bringen, hatte sie ihm dann gesagt, woraufhin Jayden einknickte und die Dame zum Friedhof begleitete, dabei immer darauf bedacht, die Dame ausreichend zu stützen, damit sie keine allzu großen Schmerzen verspürte. Auch wenn diese keine Anstalten zu machen schien, dass sie irgendwo was haben könnte. Am Friedhof angekommen, liefen sie direkt zum Grab, wo die Dame endlich ihre Blumen ablegen konnte. Etwas entspannter als zuvor schaute sie nun zu Jayden empor, lächelte und bedankte sich ganz herzlich bei ihm. Den Weg zurück, lief Jayden ebenfalls neben ihr her, brachte sie sogar bis in ihre Wohnung. Als Dank für seine Hilfe, wurde er noch ein wenig mit Essen und Trinken umsorgt, ehe er die alte Dame auch schon wieder verließ und sich wieder seinen eigenen Dingen widmete. Jedoch sollte er besagte Dame nur wenige Tage später erneut begegnen, nicht wissend, dass diese ihn aus unerfindlichen Gründen im Auge behalten hatte. So kam es, dass Jayden durch die zweite Begegnung mit der älteren Dame, die von ihr diesmal geplant war, von ihr mit zu sich nach Hause genommen wurde. Denn nach dem Befund im Krankenhaus, welches sie doch noch besucht hatte, sollte sie einige Tage liegen bleiben und ihren Fuß schonen. Unerträglich für Eliza, die gar nicht daran denken mochte, dass sie nicht mehr jeden Tag zum Friedhof laufen konnte. Anstatt ihrer, tat dies nun Jayden, den sie inständig darum bat, ihr behilflich zu sein, da sie doch sonst niemanden hatte. Also blieb Jayden bei ihr, weit über die Genesung hinaus, vertraute sich Eliza sogar an, die ihn daraufhin irgendwann offiziell adoptierte und bei sich aufnahm. Es war ein Geschenk zum 16. Geburtstag von ihr gewesen. Wenn er doch nur vorher gewusst hätte, was Eliza so alles verbirgt und was für ein kleines Geheimnis sie die ganze Zeit mit sich trug. Aber ob das etwas an seiner wachsenden Zuneigung ihr gegenüber geändert hätte? Jayden wusste es nicht. Er schien einfach zum ersten Mal seit langem, wieder etwas glücklicher sein zu können. Es schien nicht nur so, dem war tatsächlich so. Jayden konnte nun endlich seine Fassade in der Schule fallen lassen, musste nichts mehr verstecken. Er hat es sogar geschafft seinen Abschluss zu machen und sich an einem College zu bewerben, ja sogar studieren konnte er mit ihrer Hilfe. Es war zwar ein recht schwieriges Unterfangen, weil er während seiner Zeit am College noch Abendschulen besuchte, damit er keine Schwierigkeiten bekam mitzukommen und letztendlich Jura studieren konnte. Etwas, was er sich nämlich schon seit längerem fest vorgenommen hatte: Er wollte Anwalt werden, wollte anderen helfen, sie unterstützen und solche Leute wie seine Pflegeeltern auf offiziellem Wege hinter Gittern bringen.

USA, Miami 1997

Cassie kam als zweites und letztes Kind der Familie >>Platzhalter<< im Jahr 1997 am 23 Januar zur Welt. An diese Zeit konnte sie sich allerdings nicht erinnern, da sie viel zu jung war.
Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder >>Platzhalter1<< war Cassie ein sehr ruhiges und sanftes Kind gewesen, fast wie eine Babypuppe..

Das Problem als Kind? Man bekam nicht mit, was in der Erwachsenenwelt vor sich ging, und mit 3 Jahren schon gar nicht. Die Welt war noch in Ordnung. Aber Cassie gefiel ihr Zuhause hier in Miami sehr gut. Sie schien sich wohl zu fühlen, und das war doch alles, was zählte, oder? Außerdem liebte sie ihren großen Bruder, der immer an ihrer Seite war und sich liebevoll um seine kleine Schwester kümmerte.

Cassie wurde langsam groß und aus dem Kleinkind wurde ein Kindergartenkind. Das war so aufregend! Inzwischen lernte das kleine Mädchen schon viel, was auch nicht anders zu erwarten war. Sie hörte oft, wie ihre Eltern über Dinge stritten, die sie nicht verstand. Dass sie in diesem Jahr aber alles verlieren würde, ahnte sie nicht, denn Cassie hatte keine Ahnung, in welche Machenschaften ihre Familie verwickelt war. Dass sie tatsächlich einer Mafia-Familie angehörten verstand sie so gut wie eine Kuh etwas verstand vom Fahrradfahren.

Es war wie in einem Krimi, als die Schüsse durch die Nacht hallten. Sie spürte, wie ihre Mutter sie nachts aus ihrem Zimmer holte und ihr in der Hitze des Gefechts etwas sagte, was sie nicht verstand. Sie sah nur, wie ihre Mutter mit ihr die Treppe hinunterrannte und sie in die Hände ihres Bruders stieß, der seine Schwester dann durch die Hintertür hinausführte. Es regnete in Strömen in dieser Nacht, als sie im Nachbarhaus zwei Schüsse hörten, die den Regen durchbrachen während ihr Bruder mit ihr durch den Garten rannte, um das Grundstück zu verlassen.

Sie hörte ihn fluchen, was sie in diesem Moment kaum verstehen konnte. Er lief mit ihr die Straße hinter dem Anwesen entlang und setzte sie dann schnell atmend ab. Er gab ihr eine Kette und sagte ihr, sie solle rennen, bis ihre Beine sie nicht mehr tragen könnten.
Schließlich tat das kleine Mädchen dies, denn was ihr großer Bruder sagte, war für ihre Ohren genauso wichtig wie die Worte ihrer Eltern.
Während sie rannte, hörte sie weitere Schüsse, die sich langsam entfernten. Durch den Regen wurde ihre Sicht immer schlechter und ihre langen Haare hingen ihr ins Gesicht. So rannte sie orientierungslos über die Straße und wurde von einem fahrenden Auto erfasst, das das kleine Mädchen zu spät gesehen hatte.

Cassie lag nach dem Unfall ein halbes Jahr im Koma. Als sie schließlich aufwachte, konnte sie sich an nichts erinnern. Ihr Gedächtnis war durch die schweren Kopfverletzungen, die sie bei dem Unfall erlitten hatte, ausgelöscht, da ihr Schädel frontal gegen die Windschutzscheibe geprallt war. Dass sie überlebt hatte, war ein Wunder. Allerdings konnte sie sich nicht einmal an ihren Namen erinnern, sodass sie im Krankenhaus den neuen Namen LAURA erhielt. Man zeigte ihr die Halskette, die sie zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte, aber sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, warum sie die Halskette getragen hatte. Trotzdem fragte sie, ob sie die Halskette behalten könne, da sie ihr irgendwie vertraut gewesen sei. Da es keine Familie oder Verwandten gab, die mit Laura in Verbindung standen und in den zwei Jahren niemand auf die Anzeige reagiert hatte, begannen sie, nach einer Familie zu suchen, die sie nach ihrer Genesung beherbergte, sonst hätte sie in ein Heim gehen müssen. Aber sie hatte Glück, kurz bevor sie entlassen werden sollte, wurde tatsächlich eine Familie für sie gefunden. Sie wurde in einem guten Zuhause untergebracht, bei Eltern, die alles hatten was sie brauchte um Laura ein gutes Zuhause zu geben.

Zuerst ging sie in die Schule, wo sie offensichtlich einiges aufzuholen hatte. Während die anderen Kinder in ihrer Klasse schon sich alle kannten, kannte Laura niemanden was es ihr natürlich nicht leicht machte. Aber zum Glück waren ihre Mitschüler alle ziemlich nett und so wurde sie in der Klasse gut aufgenommen.
Allerdings erreichte auch sie irgendwann die Pubertät, während ihr Gedächtnis sich immer noch an nichts von damals erinnern konnte. Sie sah immer wieder auf die Kette, die sie im Krankenhaus bekommen hatte, aber da war nichts außer diesem vertrauten Gefühl tief in ihr. Sie wünschte sich, sie könnte sich an etwas erinnern. Gleichzeitig hatte sie ständig von Schritten geträumt, die sie eine Treppe hinauf und durch den Garten führten, während sie seltsame Worte hörte, die sie in ihrem Kopf nicht entziffern konnte, weil es klang, als wäre sie unter Wasser.
Natürlich erzählte sie ihren neuen ‚Eltern‘ davon und diese schickten sie zu einem Arzt, der sie zu einem Psychiater weiter schickte, dem sie von ihren Träumen erzählte. Doch zu neuen Erkenntnissen führte dies nicht.
Nachdem sie mit 18 all die typischen Dinge hinter sich gelassen hatte, wie Pubertät, erste Liebe und all das, hatte sie auch die Schule beendet und durfte nun entscheiden, was sie werden wollte.
Was gar nicht so einfach war. Sie wusste nicht so recht, was sie wollte. Sie hatte keine Lust einen Beruf zu erlernen, aber sie musste ja irgendwas machen. Was konnte sie also am besten? Ihr fiel nur eines ein: sie konnte gut mit Computern umgehen und war fasziniert von Technik. Doch wie sollte sie damit Geld verdienen? Eine gute Frage. Nach langem Herumfragen entschied sie sich schließlich dazu, einen Bachelor of Science in Computer Science an der MIU City University Miami zu machen. Währenddessen hatte sie 4 Jahre Zeit, um während ihres Studiums den richtigen Job zu finden.
Doch während ihres Studiums lernte sie ihn kennen. >>>Platzhalter2<<< . Sie verliebte sich in diesen Typen, man könnte fast sagen, er war ihre erste Liebe. Tatsächlich stimmte das. Doch der Schock kam, als sie kurz vor ihrem 20. Geburtstag, mitten im Studium von >>>Platzhalter2<<< schwanger wurde.

20 Jahre alt, schwanger. So hatte sich Laura das eigentlich nicht vorgestellt. Doch >>>Platzhalter2<<< gab ihr immer das Gefühl, dass sie alles schaffen kann, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Doch bis dahin hatte sie seine Eltern noch nicht kennengelernt. Während ihre Eltern sich darüber freuten waren seine Eltern so als würde sie die Pest bringen. Die Blicke seiner Eltern würde sie nie vergessen, vor allem, weil sie ein unscheinbares Mädchen war. Nichts, was gut genug für ihren Sohn wäre. Es ging sogar so weit, dass sie ihr Geld anboten damit sie ihn verließe, weil sie ihm nie das geben könne, was er wirklich braucht. Vor allem brauchte er gerade jetzt, kurz vor dem Berufseinstieg, kein Kind am Arm. Das ging 6 Monate lang so und je weiter sie in der Schwangerschaft voranschritt, desto energischer wurden sie. Ihrem Freund erzählte sie natürlich nichts davon. Warum? Aus Angst, er würde ihr nicht glauben oder sie verlassen, weil sie nicht so über seine Familie reden sollte.

Doch dann passierte es. Abends, als es ein Gewitter gab, war sie gerade mit dem Auto unterwegs als ein anderes Auto sie von der Straße drängte und sie sich mehrmals überschlug wodurch das Auto in den Fluss fiel. Laura versuchte sich zu befreien, wurde aber in ihrem geschwächten Zustand von dem fließenden Fluss erfasst und mitgeschleift.

Als sie wieder aufwachte, befand sie sich in einem Krankenhaus und das Baby war aus ihrem Bauch verschwunden. Sie hatte einen Anfall und musste deshalb sediert werden. Als sie einige Tage später wieder zu sich kam, hatte ihr Freund sie im Krankenhaus gefunden und war schockiert über die Dinge, die er dort erfahren hatte. Aber nicht nur er war schockiert – auch sie stand noch unter Schock und konnte das Geschehene nicht ganz verarbeiten. Ihr psychischer Zustand und die Tatsache, dass sie sich immer wieder zurückzog, ließen die Beziehung zu ihrem Freund zerbrechen, was seinen Eltern wahrscheinlich zugute kam.

Sie kehrte in den Schoß ihrer Familie zurück und brauchte einige Zeit mit Therapie und all dem, um zu heilen.

Nach 2 Jahren im Schoß ihrer Familie fand sie langsam wieder ins Leben zurück. Sie begann sogar wieder ihren Bachelor of Science in Informatik zu machen und schloss diesen vor wenigen Monaten nach 4 Jahren erfolgreich ab. Während ihres Studiums fand die blonde Frau außerdem einen Job als Webentwicklerin in einem Unternehmen, bei dem sie nach ihrem Abschluss angefangen hatte zu arbeiten und in das sie sich mittlerweile erfolgreich integriert hat.

Ihre erste eigene Wohnung war nun in Miami bezugsfertig und so fing ihr Leben gerade erst an, immer mit der Kette um den Hals, die sie von ihrem Bruder bekommen hatte an jenen sie sich nicht mehr erinnerte.

#1995 - Travis und Reagan wollten ihren Augen nicht trauen, als sie die Ergebnisse der zwei Schwangerschaftstests entdeckten. Reagan ist schwanger und brachte 9 Monate später einen Sohn zur Welt, dem sie fortan ein sicheres Zuhause boten.
.. und dieser o.g. Sohn bin ich – Stanley Crawford oder eben Stan
Meine frühe Kindheit verlief ohne namenhafte Zwischenfälle. Meine Eltern übten bürgerliche Jobs aus, wir lebten in einem stadtlichen Haus und der Großteil meiner Wünsche wurde erfüllte. Im Gegensatz zu meinen Eltern entwickelte ich mich nicht zu einem fröhlichen, geselligen Kind, sondern schon frühzeitig zu einem einsamen Wolf. Ich halte noch immer nichts von schlichten Bekanntschaften und schon in meiner Kindheit widmete ich mich eher nur einer handvoll aber richtigen Freundschaften. Sobald ich Lesen lernte, hockte ich den Großteil der Zeit nur noch vor denn Büchern. Ich hab’s sogar fast schaffen können alle Werke der Gänsehaut-Reihe von R.L. Stine in mein Bücherregal zu bringen, wobei natürlich Buchreihen wie Harry Potter, Percy Jackson und Eragon auch nicht fehlen durften.
Einige Jahren später erhielt ich meinen ersten Computer, normalerweise nur zum Recherchieren für die Schule, doch das Internet verführte mich in Sekunden und dementsprechend landeten die ersten Videospiele auf meiner Festplatte. Wenn ich nicht grad in irgendein Buch abdriftete, erkundete ich die Welten und Dungeons von World of Warcraft und als ich schließlich die unzähligen Filme, Serien und Sammelfiguren entdeckte, kostete mich dies den Großteil meines Taschengeldes. Ich wurde schlichtweg zum typischen Nerd.

#2010 - Ein Jahr, das mein Leben als einsamer Wolf hinter der Tür in meinem Kinderzimmer auf den Kopf stellen sollte. Ich konnte mich nicht sonderlich gut erinnern, lediglich die extremen Schmerzen, Schreie und Sirenen blieben in Erinnerung. Laut den Nachrichten und Informationen, die ich mir im Krankenhaus einholte, ist ein Lastkraftwagen mit unserem Fahrzeug kollidiert, wodurch unser Fahrzeug gegen einen Baum geschleudert wurde. Meine Eltern starben direkt am Unfallort. Wie ich überleben konnte? Die Frage ist bis heute noch ungeklärt. Glück im Unglück.
Mein Patenonkel Billy Crawford holte mich aus dem Krankenhaus ab und fortan lebte ich mit diesen und seinen 2 Kindern ein Stück außerorts der Stadt. Hugh und Sadie Crawford sind schon immer mein Zufluchtsort bei Familienveranstaltungen gewesen und somit fühlte ich mich in meinem „neuen“ Zuhause direkt wohl. Ich erhielt die Ruhe und den Rückzug, die/den ich brauchte und entdeckte schließlich das DarkNet. Mit jeder Stunde, die ich dort verbrachte, durchforstete ich düstere Themengebiete und ignorierte den eigenen realen Schmerz durch unzählige Informationen, Videos und Livestreams.

#2015 – Wie immer hockte ich vor dem PC, durchforstete das DarkNet und lernte wie ich immer gründlicher meine Spuren verwischen und verschlüsselte/geschwärzte Informationen einsehen konnte. Ich liebte die Recherche und Billy wusste von dieser Vorliebe. So bat er mich hin und wieder um Hilfe, um Informationen zu erhalten, Sicherheitsaufnahmen zu übergehen und schließlich Sicherheitssysteme auszuschalten. In welchem Bereich mein Onkel arbeitete, wusste ich nicht, doch ich mit diesem bald konfrontiert werden. Ich stellte keine Fragen, ob die Handlungen, die ich oder mein Onkel durchführten moralisch und rechtlich in Ordnung waren. Die Faszination über die nicht-vorhandene Sicherheit, in der sich der Großteil der Menschen wiegte, triumphierte immer wieder über die Moral und ich ignorierte die Straftaten, die ich immer wieder durchführte. Geschwärzte Akten aus dem Archiv der Polizei oder Militär – Keine System konnte mein Eindringen unterbinden. Ich wurde zum kriminellen Bob Andrews meines Onkels.
Mit dem weiteren Jahren stumpfte ich extrem ab. Die Livestreams aus dem DarkNet, die mir als Jugendlicher den Schlaf raubten und sich in meinen Kopf brannten, wurden zur Routine. Die „Einsätze“, die mein Onkel mit einem Team durchführte, brachten mich in die dunkelsten Höhlen der menschlichen Abgründen und wie ein Voyeur hockte ich vor den Bildschirmen und folgte den BodyCams und den Sicherheitsaufnahme, ehe ich diese überschrieb und somit die Spuren löschte.
Die Lagerhalle, in der ich arbeitete, wurde schließlich zu meinem neuen Zuhause. Ich richtete mich im oberen und bisher leerstehenden Bereich ein, weil ich eh den Großteil meines Lebens in diesen Räumlichkeiten hockte.

#2022 – Ich entdeckte meinen Onkel in Begleitung einer mir unbekannten Person auf den Sicherheitskameras der Lagerhalle. Natürlich hatte ich den kompletten Innen- und Außenbereich mit Kameras ausgestattet und natürlich hatte ich ein Alarmsystem eingebaut. Ich folgte dem Vorgehen im Erdgeschoss und beobachtete wie mein Onkel diesem Typen nicht nur einige Schläge verpasste, sondern ihm schließlich einen Schraubenschlüssel in den Bauch rammte. Die Tätowierung auf dem Hals verriet mir schließlich die Identität. Er ist der Vergewaltiger und Mörder von Billys Frau. Nach diesen Straftaten hatte er sich ins Ausland abgesetzt und Billy hatte sich geschworen ihn zu fassen und ihm die Halsschlagader zu durchtrennen, sobald er in die Staaten zurückkehren sollte. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es sein würde eine Klinge in einen Körper zu rammen oder ein Leben zu nehmen. Zwar habe ich mir schon einige Interviews von Serienmörder oder Niederschriften durchgelesen, doch ob dies auch mein eigenes Empfinden sein würde?
Wie ich ins Erdgeschoss gekommen bin, wusste ich nicht, doch plötzlich stand ich nicht nur direkt neben Billy, sondern hielt noch eine Klinge in meiner Hand. „Du könntest ihn ruhig töten, wenn du willst ..“. Diese Worte sagte mein Onkel mit einer Einfachheit, als würde er mir ein letztes Stück Pizza in die Hand drücken. Der Nervenkitzel triumphierte erneut über die Moral und ohne eine weitere Überlegung rammte ich diesem Typen die Klinge in den Bauch. Ein unfassbares Kribbeln durchströmte meinen Körper und ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als der Typ vor Blut spuckte. Ich löste die Klinge und rammte diese erneut in den Körper, doch dieses Mal direkt in die Niere, die natürlich rupturierte und nach ein paar Minuten sackte der Typ zusammen. Dies ist mein erster Mord gewesen und der Rausch hatte mich komplett eingenommen.
Ich hatte Blut geleckt, doch gehörte nicht an die Front. Ich war und bin der Typ im Hintergrund. Der Schatten, der die Informationen einholte, unser Vorgehen überwachte und für unsere Sicherheit sorgte, doch mit jedem Tag der verstrich, sehnte ich mich intensiver nach diesem Rausch.
[..]

Die Silvester Party der Garcia war in vollen Gängen, als die Fruchtblase von Tatjana platze. Ganze drei Wochen zu früh machte sich die Zwillinge auf den Weg, das Licht der Welt zu erblicken. Sofort fuhr John seine Frau ins Krankenhaus und blieb die ganze Zeit bei seiner Frau. Es dauerte noch ganze 10 Stunde, bis Lucia Solea am 01.01.2000 in Fort Lauderdale, eine Stadt an der Südostküste auf die Welt kam. Zwei Minuten zuvor erblickte ihre Zwillingsschwester Anastasia Leonora das Licht der Welt. Schon immer hatten Tatjana und John den Traum von einer kleinen Familie, mit mehreren Kinder gehabt. So erfüllten die Zwillinge den Wunsch, denn zwei Jahre zuvor hatten sie ihren Sohn Davis auf die Welt gebracht. Tatjana arbeitete zuvor als Verkäuferin in Teilzeit in einer Modeboutique, während John damals noch Mitarbeiter einer hoch angesehenen Immobilienfirma in Miami war - somit zeitlich auch ziemlich eingespannt, brachte er jedoch das meiste - und auch nötige, Geld nach Hause. Das Leben in den Großstädten Florida´s war nicht spendabel, musste man in solch Orten einfach gutes Geld verdienen, um seiner Familie etwas bieten zu können. Miami war gute 45 Autofahrminuten von Fort Lauderdale entfernt, John arbeitete von morgens bis abends - was so an sich eine kleine Probe für die Ehe darstellte, denn Tatjana kümmerte sich somit meist alleine um die drei kleinen Kinder. Von der Unzufriedenheit der Mutter bekamen die Kinder nichts mit, waren sie auch einfach viel zu klein um dies zu verstehen und ihre Mutter versuchte bestmöglich, ihren Unmut auch nicht an ihnen raus zu lassen. Während Tatjana mit der Zeit also immer unglücklicher wurde, wurde John im Gegenzug zufriedener - da er im Job anfing weiter aufzusteigen. Die Gier nach Erfolg und Anerkennung brannte sich in seinem Kopf, wollte er mehr Geld verdienen - eine höhere Position, so tauchte er immer tiefer in seine Arbeit hinein, vergaß dabei von Mal zu Mal immer mehr seine Familie. Er kam später nach Hause, manchmal blieb er einfach über Nacht in der Firma - da es sich nicht mehr lohnte den weiten Weg auf sich zu nehmen. Die zog sich über die Jahre hinweg als schleichender Prozess voran, bis Tatjana irgendwann den Entschluss gefasst hatte, dass sie so nicht mehr leben wollte. Im Endeffekt war der Verdacht einer Affäre - welche sich später noch bestätigen würde, der Auslöser für die endgültige Entscheidung: Tatjana wollte die Scheidung! Anastasia war mittlerweile vier Jahre alt, als ihre Mutter den Entschluss gefasst hatte und da Stassie leider eh nicht den selben Bezug zu ihrem Vater hatte - wie sie ihn zu ihrer Mutter besaß, stand sie natürlich auf deren Seite. Dennoch brach für die Kleine eine Welt zusammen, immerhin liebte sie ihre Eltern und nun würde sie ihren Vater noch seltener sehen - denn dieser zog direkt nach Miami und nahm auch ihre Zwillngssschwester Lucia mit - hatten die Eltern beschlossen, dass jedes Elternteil ein Kind behalten durfte. Somit wurde die Geschwister Pendelkinder, welche jedes zweite Wochenende nach Miami gefahren wurde - um die Zeit mit ihren Vater verbringen zu können, - oder Lucia eben zu ihrer Mutter.

Die Kindheit von Lucia war fast so, wie bei jedem anderen. Nur dass sie in einer Stadtvilla in Miami aufwuchs und ihre Eltern sich hatten Scheiden lassen. Geld hatte noch nie ein großen Wert für sie gehabt, klar Mann kann sich vieles Kaufen, doch wirklich glücklich macht Geld nun auch wieder nicht. Viel lieber spielte sie mit anderen Kindern, kletterte auf Bäumen oder fuhr mit dem Skateboard. Im Alter von fünf Jahren, wollte sie unbedingt Ballett-Tanzen lernen, da ihre damalige beste Freundin dies ebenfalls machte. Jedoch merkte Lucia schnell, dass dies nicht für sie ist, so besuchte sie einen anderen Tanzkurs und lernte dort das Tanzen. Eine andere Leidenschaft von ihr ist das Singen, sie sang, wann immer sie konnte. Bei den Hausaufgaben, beim Duschen oder beim Zimmeraufräumen, sie war ständig am Singen. Doch dies änderte sich, als sie eine Aufführung in der Schule hatte, sie stand auf der Bühne und bekam kein Ton raus. Der ganze Saal lachte sie aus, während sie weinend von der Bühne rannte. Seit diesem Tag sing sie nur noch für sich und nicht mehr von anderen.

Die Zeit verging und aus Lucia wurde ein Teenager, sie fing an sich für Jungs und Partys zu interessieren. Dies gefiel jedoch ihrem Vater nicht, in seinen Augen war sie viel zu jung. Da er sie nie auf einer Party ließ, schmiedete sie ein Plan mit ihrer besten Freundin. Lucia erzählte ihren Vater, dass sie ein Mädelsabend mit ihren Freundinnen machen würde, dabei gingen sie auf eine Party. Dort lernte sie den 18-jährigen Musikstudenten Tony kennen und auch leider lieben. Die beiden trafen sich immer heimlich, da ihr Vater nichts davon wissen sollte. Eines Tages jedoch erwischte ihr Vater die beiden und erfuhr auch, dass sie jedes Wochenende auf einer Party ist. In seinen Augen war Tony ein schlechter Einfluss für seine Tochter, damit hatte er auch recht, was sie jedoch erst später einsah.

Tony schlug Lucia das erste Mal, als sie vergessen hatte ihn zu erzählen, wo sie sei. Ohne etwas zu ahnen, holte er aus und schlug ihr ein blaues Auge, kurz nachdem sie bei ihm eintraf. Nach diesem ersten Schlag folgten immer mehrere, jedes Mal, wenn sie etwas tat, was ihm nicht gefiel. Mit der Zeit lernte er, dort hinzuschlagen, wo man es nicht sofort sah. Da die Ärzte im Krankenhaus langsam anfingen, ihre Lügen nicht mehr zu glauben. Außerdem musste Laney auch ihre Familie anlügen, was ihr mit der Zeit immer leichter fiel. Beim ersten Mal, als sie mit einem blauen Auge nach Hause kam, erzählte sie, sie sei mit dem Skateboard gestürzt. Selbst als Keno immer wieder hinterfragte, blieb sie bei der Story. Auch, weil Tony Nacktbilder von ihr hatte und anfing ihr zu drohen. So blieb sie ganze drei Jahre mit ihm zusammen. Lucia war in einer toxischen Beziehung, ohne es zu realisieren. Tony sorgte dafür das sie kein Kontakt mehr zu ihren Freunden hatte und das sie mit 18 Jahren von zu Hause auszog. Kurz nachdem sie zu ihm gezogen war, blieb ihre Periode aus. Sie machte ein Schwangerschaftstest und brach in Tränen aus, als dieser positiv war. Wie sollte Sie bitte ein Kind großziehen? Sie ging doch selber noch zur Schule und wollte an die Uni um zu Studieren. Nachdem sie die Nachricht Tony erzählt hatte, prügelte er vor Wut auf sie ein. Er trat ihr in den Bauch und schlug auch dort hinein, denn er wollte das Kind nicht. Auch weil er ihr unterstellte, es sei von jemand anderem. Lucia wurde schließlich bewusstlos und wurde erst wieder im Krankenhaus wach. Dort saß ihre Mutter und weinte bitterlich. Als der Arzt ins Zimmer kam, schickte Lucia sie raus, denn sie wollte alleine mit ihm sprechen. Dieser erzählte ihr, dass sie ein paar Prellungen hatte und dass sie ihr Kind verloren hatte. Bei der Fehlgeburt hatte sie starke Blutungen und ihre Gebärmutter wurde stark beschädigt. Auch sagte er ihr, dass sie keiner Kinder bekommen könnte. Eine Nachricht, die ihr den Boden unter den Füßen wegzog, denn sie wollte gerne später mal Kinder haben. Lucia erzählte den Arzt lügen, als dieser fragte, wie das passiert sei. Genau die gleiche Lüge erzählte sie auch ihrer Familie.

Nach ein paar Wochen durfte Lucia wieder nach Hause, zu Tony. Dieser war froh darüber, dass sie das Baby verloren hatte. Allerdings hatte er ihr Geschenke gekauft, was er immer tat, nachdem er sie geschlagen hatte. Eines Tages, als Lucia nach Hause kam, erwischte sie ihn mit einer anderen Frau im Bett. Sie war so sauer und enttäuscht gewesen, immerhin dachte sie wirklich, er würde sie lieben. Völlig fix und fertig kaufte sie sich eine Flasche Wodka und trank diese aus. Wieder wurde sie im Krankenhaus wach, nur saß dieses Mal ihr Vater an ihrem Bett. Er hatte ein paar Männer auf Tony gesetzt und erfahren, was er mit seiner Tochter machte. Lucia brach in Tränen aus und erzählte alles ihrem Vater, dieser meinte, er würde sich darum kümmern und dass sie wieder nach Hause kommen soll. Drei Tage später zog sie wieder in die Stadtvilla der Garcia. Tony wurde verhaftet und es kam zu einem Prozess. Jedoch erfuhr niemand etwas davon, denn ihr Vater sorgte dafür es nicht in der Presse landete.

Lucia beendete die High School und schrieb sich an der Uni ein. Sie fing ihr Eventmanagement Studium an und wurde teil der Studentinnenverbindung "Phi Delta Theta". Noch immer schreibt sie Songs und singt für sich, denn ihr Lampenfieber ist einfach zu groß, um vor anderen zu singen. Lucia geht gerne Feiern und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Über ihrer Vergangenheit spricht sie nicht, nur ihre engsten Freunde wissen davon. Man sieht Lucia auch nicht an, dass sie schon schlimmes durchmachen musste, denn sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen.

„Darüber werden wir nicht diskutieren, Alissa!“, die strenge Stimme ihrer Mutter ließ die Blondine die Augen verdrehen, bevor sie tief Luft holte. „Mom, du kannst nicht einfach über mein Leben bestimmen, was ist, wenn...“, bevor Alissa den Satz zu Ende sprechen konnte, wurden sie von ihrem Vater unterbrochen, der von seiner Tochter zu seiner Frau blickte. „Ich stecke mitten in einer Telefonkonferenz. Was zur Hölle hat keine Zeit, um später darüber zu streiten?“ Die blauen Augen der 24-jährigen schweiften zu ihrer Mutter, die sie regelrecht flehend ansah. „Mom“, kam es ruhiger über ihre Lippen. So, als wollte sie ihre Mutter ohne Worte darum bitten, ihrem Vater nichts von ihrem kleinen Problem zu erzählen. Es sollte die Studentin nicht überraschen, dass sich ihre Mutter, selbstgefällig, zu ihrem Mann drehte. „Carlotta hat einen positiven Schwangerschaftstest im Zimmer deiner Tochter gefunden“ - Carlotta war die Haushälterin der Clarkes, die Lauren offensichtlich damit beauftragt hatte, alle ungewöhnlichen Dinge, die sie in den Zimmern ihrer Kinder fand, der Hausherrin zu berichten. Binnen Sekunden änderte sich der Gesichtsausdruck ihres Vaters, nichtsdestotrotz blieb er ruhig. Die Blondine hatte mit vielem gerechnet aber nicht damit. Ohne weiteres drehte er den beiden Frauen den Rücken zu, verließ das helle, offene Wohnzimmer, um dann nur wenige Minuten später zurück zu kommen. Die Telefonkonferenz hatte er soeben beendet, um sich dem nächsten Problem zu widmen. „Ich habe mit Dr. Miller gesprochen. Er erwartet dich morgen in seiner Praxis in Cape Coral“, sprach er ruhig aber mit einem bestimmenden Unterton, der keine Widerworte duldete. Es lief der Blondinen eiskalt den Rücken runter. „Du begleitest sie“ fügte er ebenfalls bestimmend in Richtung seiner Frau hinzu. „Dad, nein! Ich will dieses Baby behalten“, platze es über ihre Lippen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Weder an die Konsequenzen mit ihrem Vater, noch an die Konsequenzen, was ein Baby für ihr Leben bedeutete. Es war reiner Impuls gewesen, dieses kleine Ding in ihr beschützen zu wollen. „Alissa, wenn du jemals wieder das Tageslicht sehen möchtest, tust du, was ich dir sage. Hast du eine Ahnung, was es für unsere Familie, für mich zu bedeuten hat, wenn bekannt wird, dass meine eigene Tochter die Beine nicht zusammenhalten konnte?“ BÄM. Welch eine verbale Ohrfeige. Er war nicht bereit zu diskutieren und sich ihre Gedanken und Gefühle anzuhören. Dem Richter war einzig sein Ruf in der Gesellschaft und seine zukünftige Kandidatur als Abgeordneter wichtig.

Wenn man in die Elite der Gesellschaft hineingeboren wurde, hatte man ab dem ersten Atemzug gewisse Verantwortung, um das Bild einer perfekten Familie abzurunden. Kinder bildeten die Mauer um ihre Eltern, sie waren das Aushängeschild der Familie. Als jüngstes Kind der Familie Clarke hatte auch Alissa Leola Erwartungen zu erfüllen. Die strenge Erziehung, gepaart mit Disziplin, waren eine Stütze, um den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden. Von der vorgeschriebene Zukunft, die ihr bereits in die Kinderwiege gelegt wurde mal ganz zu schweigen.
Ihr Vater, David Clarke, hatte eine bemerkenswerte Karriere hinter sich und eine noch bessere Zukunft, so der Plan. Er war einer der sieben Richter des Supreme Court of Florida (der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates Florida), und der nächste Schritt seiner Karriere stand bereits an: er wollte in die Politik. Mehr Macht, mehr Geld, mehr Anerkennung. Und dafür würde der Republikaner über Leichen gehen. Sein moralischer Kompass hatte bereits als Staatsanwalt kleinere und größere Risse abbekommen. Man mochte meinen, das wenigstens Lauren Clarke das Herz der Familie war, die in das Gewissen ihres Mannes redete, aber auch die Hausfrau und selbsternannte Queen Floridas, unterstütze ihren Mann auf den Weg nach ganz oben. Eins eine Studentin für Kunst und Kunstgeschichte, war sie ab der Geburt des ersten Kindes für die Kindeserziehung verantwortlich. Die klare Rollenverteilung im Hause Clarke war von Anfang an definiert. Während David das große Geld anschaffte, gab es Lauren aus. Sie gab Cocktail Partys und organisierte Veranstaltungen für Wohltätigkeitszwecke. Alles, um im Gespräch zu bleiben. Das hohe Ansehen in der Gesellschaft und ein makelloser Ruf der Familie standen schon immer nahezu an erster Stelle. David und Lauren würden alles dafür tun, um den Ruf ihrer kleinen, perfekt inszenierte Familie zu schützen. Als angehender Politiker konnte er nicht riskieren, dass seiner Kandidatur etwas im Wege stand. Sowohl David als auch seine Familie musste eine blitzblanke, weiße Weste vorweisen können. Wenn man hinter die Kulissen sah, erkannte man auch hier einen roten Faden, der sich durch die High Society zog – Geld regierte die Welt. Und Geld bedeutete Macht.
Alissa wurde von klein auf dazu erzogen, immer die perfekte, artige und gehorsame Tochter zu sein, die in die Fußstapfen ihrer Eltern treten sollte. Etwas anderes würden die Eltern nicht akzeptieren. Die Blondine genoss, wie ihre älteren Geschwister auch, alle Privilegien der Oberschicht, von dem Elite Kindergarten bis hin zu Elite Privatschulen. Die meiste Zeit ihrer Kindheit verbrachte das Mädchen mit Lernen, von Musikinstrumenten wie Violine und Klavier bis zu den unterschiedlichen Sprachen. Es gab nur ganz selten Tage, wo sie ein Kind sein und auf dem Spielplatz mit anderen Kindern toben konnte. Ihr verklemmtes und spießiges Auftreten spiegelte ihre disziplinierte Erziehung wider und sollte sie auch in die High School begleiten. Während jedoch andere in ihrem Alter hinter dem Rücken ihrer Eltern das taten, wonach ihnen war, fühlte sie sich bei all diesen Regelbrüchen unwohl. Abends ins Schulschwimmbad einbrechen? Sie ließ sich überreden. Hatte sie Spaß dabei? Nicht ein bisschen. Während ihre Freunde sich austobten und ihre Freundinnen bereits die ersten Erfahrungen mit ihrer Sexualität sammelten, wollte sie auf jemand besonderes warten. Ihr erstes Mal sollte sie mit jemanden sein, in den sie wirklich verliebt war. Alissa war geprägt von der Einstellung ihrer Eltern, empfand diese für viele Jahre als richtig, doch je älter sie wurde, desto mehr merkte sie, dass sie nicht so sein wollte, wie ihre Eltern. Zumal ihre Ansichten zu vielen Themen sich von den ihrer Eltern abwich. Das Clarke Mädchen löste sie sich von den konservativen Einstellungen ihrer Eltern, natürlich konnte sie ihr Verhalten und ihr Wesen nicht von Grund auf ändern; was einem seit Kindesbein an eingetrichtert wurde, prägte einen. Sie wollte die Menschen und Situationen so nehmen, wie sie kamen und doch konnte sie hin und wieder nicht vermeiden, die Nase zu rümpfen, wenn etwas nicht in ihr ursprüngliches Sinnbild passte. Als sie auf dem College war, freundete sie sich das erste Mal mit Menschen an, die nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen verkehrten, wie sie es sonst tat. Die Diskussionen mit ihnen und der rege Austausch ließ sie gewisse Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkel betrachten. Es tat ihr gut, ihren Horizont zu erweitern, insbesondere als sie sich dafür entschied für ein Semester nach Europa zu reisen und ihr privilegiertes Leben in Miami vorerst hinter sich zu lassen. Allerdings steckten ihre Eltern, sobald sie wieder zurück und frei von giftigen Gedanken war, wieder in die alte Schublade. In eine Schublade, in die sie nicht mehr passte, aber keine Möglichkeit hatte, dort herauszukommen. Nichtsdestotrotz war sie ein anderer Mensch geworden. Aufgeschlossen, tolerant und überwiegend ohne Vorurteile. Abgesehen davon, dass sie ihren Eltern weiterhin gerecht werden wollte, war es dennoch ein Kurztrip nach New York, der ihr Leben völlig aus der Bahn warf. Während einer Clubtour durch die Stadt, die niemals schläft, trafen Alissa und ihre Freundinnen auf eine Gruppe junger Männer. Es war nicht verwunderlich, dass ihre Freundinnen sofort Feuer und Flamme waren, warum auch nicht? Es waren attraktive Männer. Alissa hingegen war resigniert und zurückhaltend, agierte eher als Aufpasserin, damit ihren Freundinnen nichts passierte... bis dieser eine Kerl, Max, sie provozierte, reizte und herausforderte. Im Normalfall ließ sie sich nicht provozieren, aber er hatte irgendwas an sich - war es sein Blick aus diesen tiefblauen Augen oder sein verschmitztes Lächeln, sie konnte es nicht benennen - das sie aus der Haut fahren ließ. Ein paar Shots und Bier später, wachte sie am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer auf. Der Blick unter die Decke verriet, dass sie nicht nur geredet und vom Sinn des Lebens philosophiert hatten...

Cleo Anderson wurde am 02.09.1992 im Miami Medical um 03.44 Uhr geboren. Ihre Eltern waren beide schon Anfang 30 weil sie zunächst Karriere machen wollten. Laut ihrer Mutter Carrie war sie zu der Zeit auch immer noch nicht geplant gewesen. Da war das Malheur aber passiert und abtreiben wollten sie auch nicht, weil sie schließlich irgendwann Kinder wollten und keine Gefahr laufen wollten das sie keine mehr bekommen konnten. Ihre Familie ist ziemlich vermögend, ihr Vater ein Staatsanwalt [mittlerweile in Pension] und ihrer Mom kam einfach nur aus gutem Hause, weshalb es ihr finanziell nie an etwas gemangelt hat. Früh lernt sie das man etwas tun muss für das was man haben möchte, egal ob man reich ist oder nicht. Denn ihre Eltern hatten gefallen daran gefunden Cleo aufzuzeigen wie es ist wenn man etwas im Leben erreichen wollte. Zumindest dann wenn sie auch Zuhause oder in der Gegend waren. Ihre Nanny Jessie war mehr für sie da als es ihre Eltern waren. Immer wieder musste ihr Vater verreisen, was an seinem Job lag da er überall in Amerika gefragt war. Jessie hat dafür gesorgt das Cleos kleines Luxusleben zumindest glücklich ist und sie auch mal Spaß haben kann. Wenn ihre Eltern aber mal da waren und zu der Erziehung beisteuerten dann so das Cleo sich wie ein Mädchen zu benehmen hat und dafür zu sorgen hat der Familie keine Schande zu bereiten. Wie auch immer das ausgesehen haben mag. Vermutlich in dem sie gespielt hätte oder gekleckert hätte oder dergleichen. Eben alles was als Kind normal gewesen wäre, war es bei ihren Eltern nicht. Dinnerpartys und Gala Auftritte standen ab ihrem 14. Lebensjahr im Mittelpunkt und sie durfte keine davon verpassen außer im Krankheitsfall. Ansonsten drohten ihre Eltern mit miesen Mitteln, wie Taschengeld streichen oder ganz absurd ihr das Hobby wegzunehmen, denn Cleo war schon immer begeistert vom Malen & zeichnen und das hätten sie ihr weggenommen ohne Skrupel. Das sie unglücklich war, muss man da wohl nicht erwähnen. Ihre Eltern hegten die Hoffnung sie an irgendeinen reichen jungen Kerl zu verheiraten, dessen Eltern in der Oberschicht ebenfalls angesehen waren. Mal ganz davon das so gefühlte Zwangsehen strafbar gewesen wären, war es ihr Sturkopf der dazu beitrug das es bis dato aber nicht dazu kam. Die meisten von ihnen waren eben Schnösel die sich auf dem Geld ihrer Eltern etwas einbildeten, sie aber wollte einen richtigen Kerl. So wie man ihn in Büchern findet. Ihr Highschool Abschluss war sehr gut weshalb sie in New York studieren konnte. Es war nicht ihr eigener Wunsch, aber es war die Aussicht auf ein ruhiges normales Leben fernab von diesen Snobs, also hatte sie sich dort eingeschrieben und dem Wunsch ihres Vaters nachgegeben. Dieser hatte sie Hoffnung das sie eines Tages [gegen ihren Willen] in seine Fußstapfen treten würde. Deshalb wählte sie wie gewünscht und unter Druck besprochen Jura und Rechtswissenschaft. Zumindest konnte Cleo für ein paar Jahre aus Miami verschwinden und sich in ihre eigene Richtung entwickeln, während sie in New York gelebt hat. Die erste Liebe, viele Partys und natürlich auch das finden zu sich selbst - ein Prozess den sie endlich einmal ohne ihre Eltern erleben durfte. Normale Dinge tun zu können, haben dafür gesorgt das Cleo endlich zu sich selbst finden konnte. Aus dem eher unscheinbaren Mädchen wurde eine junge Frau die Lebenslustig und fröhlich war - nicht so verbissen wie ihre Eltern sie haben wollten. Denn Cleo hat in New York gemerkt das man mit Geld eben nicht alles kaufen kann. Mit 28 zog es sie dann nach erfolgreichem Studium und ein paar Jahren Berufserfahrung wieder nach Miami. Denn auch wenn New York toll war und sie die Jahre dort wirklich genießen konnte, es war eben einfach nicht ihr Zuhause.Ihren Eltern gefiel absolut nicht was sie zu Gesicht bekamen, weshalb sie alles dafür Taten sie wieder zu der Frau zu machen die sie haben wollten. Mag total bescheuert klingen, aber am besten wäre sie so geendet wie ihre Mutter entweder als versnobbte Hausfrau und Ehefrau eines reichen Schnösels oder aber als Staatsanwältin. Von beidem war und ist Cleo immer noch, verdammt weit entfernt und wird das auch in diesem Leben nicht mehr. Cleo zog 2021 ans andere Ende der Stadt um ihre Eltern nicht so oft sehen zu müssen und vor allem sich nicht stündlich beeinflussen lassen zu müssen, denn ihre Eltern sind hartnäckig. Ihre Mutter tut trotzdem per WhatsApp und Telefon alles dafür sie zu bekehren und ihr einzureden das ihre Kontakte die sie hat falsch sind. Besonders wenn es sich dabei um die Unterschicht handelt. Denn mittlerweile hat sie auch dort ein paar wenige Kontakte.
Dem ganzen setzt sie 2022 die Krone auf als sie sich gegen die Fußstapfen ihres Vaters entscheidet und sich in einer Kanzlei als Anwältin für Familienrecht bewirbt und prompt eingestellt wird. Ihr Vater ist bis heute enttäuscht, was ihr jedoch völlig egal ist. Er tut auch immer noch alles dafür sie an irgendwelche Kerle aus der High Society zu verkuppeln und diesen immer mal wieder ihre Nummer gibt - wie oft sie mittlerweile Menschen geblockt hat kann sie gar nicht mehr zählen. Sie lässt sich aber nicht unterkriegen und macht das beste aus ihrem Leben. Und früher oder später werden auch ihre Eltern merken das ihr Weg nicht der ist den Cleo gehen will

Brians Leben begann mit einem goldenen Löffel im Mund. Wie man so schön zu sagen pflegte. Er war ein Einzelkind, seine Eltern waren reich und hatte eine eigene Firma. Sie stellten Elektroteile für die Industrie her. Bauteile für Waschmaschinen und Trockner. Und viele andere elektrische Geräte. Die Firma lief gut, sie hatten viele Angestellte.
Brians Vater reiste um die Welt von einer Besprechung zur nächsten. Und seine Mutter arbeitete ehrenamtlich, sie half den Armen. Eigentlich konnten sie glücklich sein.
Brian wuchs mit Kindermädchen auf, seinen Vater sah er so gut wie nie. Wenn er mal zu Hause war, hatte er keine Zeit für ihn. Seine Mutter verbrachte ihre Zeit doch lieber bei ihren Veranstaltungen und mit ihren Freundinnen, als zu Hause bei ihrem kleinen Sohn zu bleiben.
Noch nahm der kleine Brian das nicht so wahr und hatte eine schöne Kindheit. Er bekam alles, was er haben wollte, nur eben Zeit und Liebe, die konnte man nicht mit Geld bezahlen.
Als er in die Schule kam, hatte er schnell viele Freunde, sie wusste ja, aus welchem Haus er kam und er hatte immer Geld dabei, er konnte ihnen immer was ausgeben. Er hatte immer die besten Partys.
Als 7-jähriger Junge nahm er das Ganze noch nicht so war. In der Schule war er gut, er kaufte sich oft die Hausaufgaben, aber im Grunde musste er das nicht, weil er ja gut war. In allem, was er tat. Die Prüfungen bestand er immer sehr gut. Als er mit 15 merkte, dass er nicht auf Frauen stand wie seine angeblichen Freunde, fing sein Leben sich an zu ändern.
Er fing an, ein Doppelleben zu führen. Er schlich sich abends heimlich aus dem Haus, oder sagte seiner Nanny, dass er bei Freunden übernachtete. Verbrachte ganze Nächte, in der Szene. Eine Straße in der Stadt, in der sich ein Gay Club an den anderen reihte.
Als seine Mutter in eines Tages beim Küssen mit einem Jungen erwischte, gab es ziemlich viel Stress in der Familie. Sie konnten und wollten es nicht einsehen, dass ihr einziger Sohn schwul war.
Ab da ging es nur noch abwärts, der CFO, der für die Finanzen der Firma zuständig war, hatte Geld veruntreut. Es war nicht wenig, es handelte sich um Millionen. Die Firma stand kurz vor dem Bankrott. Sie konnten es ihm nachweisen und er wurde angeklagt, der CFO kam für 5 Jahre ins Gefängnis. Aber sie konnten nie herausbekommen, wo das Geld hingewandert war. Wahrscheinlich würde er sich ein schönes Leben machen, wenn er nach den 5 Jahren aus dem Knast kam.
Der Stress in der Familie wurde immer schlimmer, an dem einen Wochenende vor 28 Jahren, flogen Brians Eltern zu einer Konferenz, das Flugzeug stürzte ab und alle Insassen des Flugzeuges überlebten den Absturz nicht.
Die Firma wurde verkauft, die Schulden bezahlt. Es blieb nicht viel übrig, Brian kam in eine WG mit anderen Jugendlichen, da er für ein Heim schon zu alt war.
Ab da driftete er immer mehr in sein Doppelleben ab, er ging in die Highschool und fing dann an zu studieren. Nebenbei trieb er sich immer noch in der Gay Meile herum und fing an, mit Männern mitzugehen. Hatte Sex mit ihnen, er war wie sie so schön immer sagten, Frischfleisch. Das Leben, dass er nun führte, machte ihn hart. Als er sein Studium mit Bravour bestanden hatte, bekam er einen Job in einer großen Firma, als CCO, er war gut in allem, was er tat und verdiente sehr gut.
Auch in seinem privaten Leben veränderte sich so einiges. Er war jetzt nicht mehr der schwule Junge, der herumgereicht wurde. Jetzt war er derjenige, der sich jedes Mal einen neuen Kerl suchte und nie mehr als ein mal mit einem der Männer Sex hatte. Wenn man ein mal in die Spirale hereinkam, schaffte man es nicht mehr raus.
Es gab aber auch Gutes in seinem Leben, er hatte Freunde gefunden, seitdem er nicht mehr reich war, es waren nicht viele, aber er konnte sich auf sie verlassen.

Kylie McAllister wurde am 5. Mai 1992 in New York geboren, das einzige Kind ihrer stolzen Eltern, Marc und Alyssa. Schon als kleines Mädchen war Kylie ein echter Sonnenschein. Sie trug stets ein Lächeln auf den Lippen und schaffte es, jeden in ihrer Umgebung mit ihrer positiven Ausstrahlung zu begeistern. Ihre Eltern waren überzeugt, dass sie die Verkörperung von Lebensfreude und Fürsorglichkeit war. Kylies aufgeschlossene und hilfsbereite Art machte sie schon früh zu einem Menschen, der anderen gerne zur Seite stand.
In der Schule zeigte sich, dass Kylie nicht nur herzlich, sondern auch äußerst diszipliniert und fleißig war. Sie war ehrgeizig und legte großen Wert auf ihre schulischen Leistungen. Ihre Noten waren stets exzellent, was dazu führte, dass sie oft als eine der besten Schülerinnen ihrer Klasse galt. Die Lehrer schätzten Kylies unermüdlichen Einsatz und ihre Hingabe, sich stets zu verbessern. Sie war für sie ein Paradebeispiel an Disziplin und Motivation, und ihre Mitschüler bewunderten sie gleichermaßen für ihre Zielstrebigkeit. Doch obwohl sie ehrgeizig war, verlor sie nie ihre freundliche Art, sodass sie sowohl bei Lehrern als auch bei ihren Mitschülern beliebt war.
Als Kylie schließlich das College begann, eröffnete sich für sie eine völlig neue Welt voller Möglichkeiten. Zum ersten Mal war sie weitgehend auf sich gestellt und genoss die neue Freiheit, die das Studenten leben mit sich brachte. Besonders das aufregende soziale Leben, das sich ihr bot, zog sie an. Partys, Freundschaften und neue Erfahrungen – all das faszinierte sie und machte ihr Freude. Schnell wurde Kylie in ihrem Freundeskreis als diejenige bekannt, die keine Gelegenheit für ein Abenteuer ausließ. Die "Partymaus" ließ keinen geselligen Abend aus und fand großen Gefallen daran, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Trotzdem vergaß sie nie, wie wichtig ihr Studium war, und fand immer eine Balance zwischen dem Vergnügen und ihren akademischen Verpflichtungen.
Nach dem Abschluss am College stand Kylie jedoch vor der großen Frage, wie es nun weitergehen sollte. Sie war sich unsicher, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollte, und so entschied sie sich, verschiedene Jobs in Bars anzunehmen. Diese Tätigkeit ermöglichte es ihr nicht nur, ihre Wohnung zu finanzieren, sondern gab ihr auch die Zeit, um sich selbst besser kennenzulernen und herauszufinden, was sie wirklich im Leben wollte. Diese Phase war geprägt von neuen Erfahrungen, spannenden Begegnungen und der Möglichkeit, mehr über ihre eigenen Wünsche und Träume zu reflektieren.
Eines Tages lernte Kylie einen Mann kennen, der ihr Leben veränderte. Er war charmant, aufmerksam und eroberte ihr Herz im Sturm. Für Kylie schien er der perfekte Partner zu sein, der Mann, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte. Die Beziehung entwickelte sich schnell, und nach kurzer Zeit zogen die beiden zusammen. Kylie fühlte sich in dieser neuen Lebenssituation angekommen und war überzeugt, endlich ihr persönliches Glück gefunden zu haben.
Doch eines Tages, als Kylie von der Arbeit nach Hause kam, brach ihre Welt zusammen. Sie ertappte ihren Freund in einer kompromittierenden Situation mit einer anderen Frau. Der Schock und der Schmerz waren überwältigend. Kylie musste sich eingestehen, dass die Beziehung nicht das war, was sie sich erhofft hatte. In einem Moment der Enttäuschung und klarer Entschlossenheit packte sie ihre Sachen und verließ das gemeinsame Zuhause.
Kylie beschloss, einen radikalen Neuanfang zu wagen. Sie zog nach Key West eine malerische Küstenstadt, in der sie hoffte, ihre Wunden zu heilen und ein neues Leben zu beginnen. Der Gedanke an neue Freundschaften, vielleicht sogar eine neue Liebe, gab ihr Kraft. Kylie war fest entschlossen, das Beste aus ihrer Situation zu machen und ihr Leben neu zu gestalten. Vor ihr lag ein Weg voller Ungewissheit, aber sie war bereit, die Herausforderungen anzunehmen und die Chancen zu nutzen, die sich ihr boten. In Key West sollte sie sich neu erfinden und ein weiteres Kapitel ihres Lebens aufschlagen

She is drowning in all that she cannot say,
and the world only sees a girl who is silent.
But if you could hear the cry of her heart,
it would shatter you.
It would flood the earth.

Es war der 29. Februar 1996 also du und eine Zwillingsschwester das Licht der Welt erblickten. Das Leben, in das du geboren wurdest, war nie vollständig umsorgt oder liebevoll, doch als Kind war dir das nicht bewusst. Ebenso wenig war dir klar, dass dein Vater, als du drei Jahre alt warst, die Diagnose einer bipolaren Störung erhielt. Seine manischen und depressiven Phasen formten nicht nur sein Leben, sondern auch deins. In einem Moment war er der Vater, der dich und deine Schwester mit grenzenloser Energie auf Abenteuer mitnahm, im nächsten verwandelte er sich in einen fernen, abweisenden Schatten seiner selbst. In deinem Alter hast du nicht verstanden, warum er so ist, doch trotzdem hast du ihn abgöttisch geliebt. Deine Mutter wurde zunehmend unerreichbarer, war nicht für deinen Vater da und wurde von den unterschiedlichen Phasen seines Lebens abgeschreckt. Als du sechs Jahre alt warst, verspielte dein Vater in einem Glücksspiel alles was deine Familie besaß. Von jetzt auf gleich wurdest du mit deiner Familie in eine Armut gezogen, die dir zuvor fremd gewesen war. Ihr musstet umziehen, in einen kleinen Trailer in Miami wo du dir mit deinem Zwilling das Bett geteilt hast - für mehr war schlichtweg einfach kein Platz.

Deine Schwester konnte sich in eurem neuen Leben gut adaptieren, doch du hattest Schwierigkeiten damit, dich anzupassen. Während deine Schwester immer die Extrovierte von euch war, so warst du eher schüchterner und zurückhaltend, jene die ihr Inneres nur selten preisgab, und nur jenen, die geduldig genug waren, hinter deine Mauer zu blicken. Das Leben im Trailerpark war hart für dich, weshalb du angefangen hast einfach stumm alles hinzunehmen und mitzulaufen – einfach, weil es dich davor bewahrte, einsam zu sein. Es war nur wenige Monate nach dem Umzug, als du ein leises Schluchzen aus dem improvisierten Zimmer deiner Eltern hörtest. Du tastetest nach deiner Schwester neben dir, doch das Bett war kalt und leer. Mit bebendem Herzen, weil dich das Schluchzen in Panik versetzte, folgtest du dem Geräusch und fandest deinen Vater, allein und zusammengesunken, wie eine verlorene Seele inmitten der Dunkelheit.
They're gone, Mika. Your mother and your sister. They're gone. She took your sister and left us behind.

Worte, die er dir halb schluchzend, halb schreiend entgegen schleuderte und dich bloß schockiert dastehen lassen haben. Und genauso Worte, die dich so schmerzlich trafen als würdest du im gleichen Moment erstarren und auseinanderbrechen. Auch wenn du und deine Zwillingsschwester nicht unterschiedlicher sein könnten, so warst du immer ihr ein und alles und sie deins. Selten hatte man euch getrennt voneinander gesehen und der Gedanke, ohne sie leben zu müssen, jagte dir so furchtbare Angst ein, dass du anfingst zu weinen. Nicht nur war deine Schwester deine große Stütze, sondern war sie schlichtweg dein Seelenmensch. Das kontinuierliche Schluchzen deines Vaters brannte sich in deine Seele und ließ ein Gefühl in dir aufkommen, welches dir schier das Herz brach: Schuldbewusstsein. Du warst zu jung um vollends zu verstehen, was passiert war – aber dennoch trugst du das Gewicht des Leids deines Vaters auf den schmalen Schultern, weil du dachtest ihr Verschwinden sei deine Schuld. Bis heute weißt du nicht, warum deine Mutter gegangen ist und dich zurückgelassen hat, doch in diesem Moment fühltest du dich so unendlich schuldig für die Gefühle deines Vaters, dass es dich fast erdrückte. Du warst hilflos, ein kleines Mädchen welches vor ihr Vater stand der ihr soeben verkündet hatte das ihre Familie eine Lüge war. Du hattest Angst und gleichzeitig wolltest du den Schmerz deines Vaters auf dich nehmen, obwohl du selbst genug Eigenen zu tragen hattest. So fingst du an für ihn zu singen, so wie du es oft mit deiner Schwester gemacht hattest, wenn einer von euch beiden nicht einschlafen konnte und die Dunkelheit der Nacht drückend war. Du hast für ihn gesungen, für deinen Vater, in der Hoffnung, den Schmerz zu lindern, auch wenn dein eigenes Herz zerbrach. Und als er schließlich vor Erschöpfung einschlief, hast du dich, klein und still, auf dem Boden zusammengerollt und gewartet bis die Sonne durch die Vorhänge des Trailers zu scheinen begannen.

Die Jahre vergingen in denen du im Schatten des Trailerpark älter wurdest, doch seit dem Abend an dem deine Mutter mit deiner Schwester verschwunden war hatte sich nichts daran verändert, dass du oft nachts aufstandest um deinen Vater in den Schlaf zu singen oder zu reden. Es gab Tage, an denen er nicht auftauchte und Tage, an denen er das Bett keine Minute verließ. Natürlich hattest du nach deiner Schwester gesucht, aber du hattest keine Chance sie zu finden. Du warst dir immer sicher, dass sie womöglich auch nach dir gesucht hatte doch ihr hättet genauso gut eine Stecknadel am Sandstrand suchen können. Du hättest aus dem Trailerpark abhauen können – vielleicht hättest du es tun sollen - aber du hättest ohnehin nicht gewusst wohin du hättest gehen sollen und außerdem konntest du deinen Vater schließlich nicht zurücklassen. Dein Verantwortungsbewusstsein und deine Liebe für deinen Vater war zu groß, um ihn einfach zu verlassen. Deine Noten in der Schule waren, trotz deines weniger unterstützenden Umfeldes Zuhause, hervorragend. Dein Verlangen, mehr von der Welt zu wissen, war unstillbar, und das Klassenzimmer wurde zu einem Zufluchtsort in einer Welt, die dir so oft feindlich erschien.

Für dich war es ein ganz normaler Tag an dem du von der Schule nach Hause kamst, kurz vor deinem 16. Geburtstag. Doch der alltägliche Trott verwandelte sich schon bald in puren Horror, als du deinen Vater leblos am Boden des Trailers vorfandest. Die Augen verzweifelt weit aufgerissen lag er dort und es wirkte fast, als würde er dich anstarren. In den letzten Jahren hatte er, auch wenn er es versucht hatte vor dir zu verbergen, immer häufiger Alkohol und diverse Drogen konsumiert. Natürlich hattest du davon gewusst denn du warst weder blind noch dumm, aber die Versuche ihm seine Rauschmittel wegzunehmen oder ihn zu einer Therapie zu überreden waren erfolglos in einem riesigen Streit geendet. Doch in diesem Moment überkam dich nicht nur das Gefühl des schrecklichen Verlustes, sondern auch, dass es deine Schuld sei, dass dein Vater an womöglich einer Überdosis verstarb. Statt zu schreien oder zu weinen bist du bloß stumm auf deine Knie gefallen und hast dich zusammen gekauert in einer Ecke des Trailers versteckt. Fast fühlte es sich an, als hätte auch deine Welt ihren letzten Atemzug getan. Das Alles, ohne einen Mucks von dir zu geben oder eine Träne zu weinen.

She longs to speak, her soul to bare,
To tell the world she’s truly there.
But trauma’s hand, a heavy chain,
Has locked her voice inside her pain.

Tage später fand man dich und rief das Sozialamt, welches dich zunächst in ein Kinderheim brachte. Deine Hoffnungen, eine Pflegefamilie zu finden, waren gering - denn der Tag an dem du deinem verstorbenen Vater in die leeren Augen blicken musstest, bist du verstummt. Seit diesem Abend war kein Ton mehr über deine Lippen gekommen und die einzige Kommunikation die von dir aus kam war ein Nicken oder Schütteln des Kopfes. Entgegen deiner Erwartungen wurdest du überraschend schnell von einer Pflegefamilie aufgenommen, die dich mit solcher Liebe überhäuftige dass es dich gar überwältigte. Deine Pflegeeltern umsorgten dich, als seist du schon immer bei ihnen gewesen - du bekamst dein eigenes Zimmer mit einem Bett nur für dich, Schuluniformen für die neue Schule auf die du gehen würdest und jeden Abend eine warme Mahlzeit, während Morgens schon das Frühstück für dich bereit stand. Neben der Schule hast du begonnen, regelmäßig zu einer Therapie und Sprachtherapie zu gehen, um die mentale Blockade die dich vom Sprechen abhielt langsam aufzuarbeiten.
Innerhalb von zwei Jahren fingst du sehr langsam und behutsam wieder an, einzelne Worte und irgendwann sogar Sätze zu sprechen. Dein Wunsch, Medizin zu studieren wurde immer größer und damit auch gleichzeitig dein Ziel, wieder sprechen zu können - denn das war eine Voraussetzung für dein Studium. Monat für Monat in deiner Pflegefamilie schienst du langsam ein wenig aufzutauen und aufzublühen, auch wenn du wohl immer als zarte und sensible Persönlichkeit gesehen werden würdest. Nach zwei Jahren in der Pflegefamilie fragten deine Pflegeeltern dich, ob sie dich adoptieren dürften und schon bald durftest du sie offiziell deine Eltern nennen. Da du durch den Schulwechsel und die Vorffälle im Trailerpark ein Schuljahr wiederholen musstest, hast du im Alter von 19 Jahren deinen High School Abschluss gemacht und wurdest für ein Medizinstudium in Miami angenommen. Deine Freude war unendlich groß und schon bevor du zur Universität gingst stecktest du deine Nase in allerlei Medizinbücher. Menschen zu helfen und dich um sie zu kümmern war ein Wunsch, der sich immer stärker in der jungen Frau, zu der du herangewachsen warst, zeigte.

If only words could find their way,
She'd flood the world with all she'd say.
But until then, she'll carry on,
A quiet storm, unseen, but strong.

Zwei Jahre später hast du durch Zufall einen anderen jungen Medizinstudenten, bloß einen Jahrgang über dir, getroffen und dich wohl oder übel in ihn verliebt – vielleicht zu schnell, vielleicht zu tief. Ihr habt eine glückliche Beziehung geführt, weshalb du begonnen hast ihm Dinge zu verzeihen, die du nicht hättest akzeptieren dürfen. Das Gefühl, Schuld an der Misere des Anderen zu sein wiederholte sich für dich. Für sinnlose, belanglose Dinge machte dich der Mann den du so liebtest verantwortlich - schrieb dir Dinge zu für die du nichts konntest und begann langsam schleichend dich emotional zu manipulieren und zu erpressen. Schon bald fandest du dich in einer schier endlosen Spirale aus stiller Qual und stummen Aushalten wieder. Immer öfter begannst du in seiner Gegenwart erneut zu verstummen, nicht dazu in der Lage zu sprechen. Das ein oder andere Mal rutschte ihm die Hand aus - und langsam begann es dir wie Schuppen von den Augen zu fallen. Und dir wurde langsam bewusst: du bist in eine toxische Beziehung gerutscht, aus der du einfach nicht mehr herauskamst. Anders als in den Situationen mit deinem Vater warst du jedoch nicht mehr allein - du hattest eine liebevolle Familie und eine beste Freundin, die dir halfen und dich unterstützen konnten.
Du trenntest dich von deinem Freund, differenziertest dich von allem was mit ihm zu tun hattest und versuchtest dich mit aller Kraft erneut auf die Füße zu kämpfen nachdem dich die Trennung vollständig aus der Bahn geworfen hatte. Man mochte dich von außen hin dumm und naiv nennen, wie konntest du bloß eine Person lieben, die dich so behandelte? Für dich war es schwierig - gar unmöglich - zu erklären und immer wieder musstest du gegen den Drang ankämpfen dem Gefühl nachzugeben, dass Schweigen die beste Option sei.
Dein Studium hast du in einem Alter von 25 Jahren erfolgreich absolviert und beschlossen, deine Facharztausbildung in der Chirugie zu absolvieren. Gleichzeitig hast du begonnen, eine Zusatzweiterbildung zur Notfallmedizin zu machen um als Notfallärztin arbeiten zu können.