Violet wurde im sonnigen Miami als kleine Schwester ihres zukünftigen besten Freundes geboren. Niemals hätte sie gedacht, dass dies einmal der Fall sein würde, war er doch nur ihr nerviger großer Bruder und sie die nervige kleine Schwester, die er nicht ausstehen konnte.
Trotzdem wollte Violet ihre Kindheit nicht missen, sie wuchs zu einem lebhaften, charakterstarken Kind heran, das ihren Bruder damit aufzog, dass sie bessere Noten hatte als er. Schon früh wusste sie, dass sie Menschen helfen wollte. Ihre Mutter, eine Krankenschwester, war ihre Heldin und schon früh wollte sie später selbst einmal Ärztin werden.
Dass sich ihr Leben ändern sollte, nur weil ihre Eltern mit Tony bei Regenwetter zu einem Fußballspiel fuhren, wusste sie nicht, sie selbst war zu einem Sleepover bei ihrer besten Freundin eingeladen worden, damit sie sich nicht selbst beim Spiel langweilen musste.
Von der Tragödie erfuhr sie erst am nächsten Morgen, so genoss sie einen unbeschwerten Abend, während ihre Familie einen schweren Unfall erlitt, von dem ihre Mutter nicht mehr aufwachen sollte. Noch immer hatte Violet ein schlechtes Gewissen. Hätte sie nicht fühlen sollen das etwas passiert war?
Sie weinte bitterlich, als ihr Vater sie morgens zerkratzt und mitgenommen abholte und ihr die Situation erklärte, sie wollte sofort zu ihrer Mutter, zu ihrer Heldin.
Sie saß jeden Tag an ihrem Bett und las ihr aus Büchern vor, eine alte Tradition, nur dass sie jetzt die Plätze getauscht hatten. Drei Jahre lang setzte sie diese Tradition fort, versuchte den Schein zu wahren. Die Tatsache zu verbergen, dass sie alles tat, um zu spüren, dass sie noch lebte, sie begann zu stehlen, zwei Jahre lang, bevor sie eine Entscheidung traf. Sie würde das verhindern, sie würde zu den Unfallstellen fahren und den Menschen die bestmögliche medizinische Versorgung geben, niemand sollte das durchmachen müssen, nur weil jemand nicht alles gegeben hat.
Natürlich kannte sie die Vorwürfe, die ihr Bruder den Sanitätern und anderen Helfern gemacht hatte.
Zu den Schuldgefühlen des Abends gesellten sich die des Diebstahls.
Ihr Vater war gebrochen, gebrochen vor Liebe. Sie fand es schön und traurig zugleich. Zuerst verstand sie es nicht ganz, dafür war sie noch zu jung. Aber als sie älter wurde, verstand sie immer mehr und distanzierte sich von der Meinung ihres Bruders. Sie wollte das gleiche, sie wollte die wahre Liebe finden und genauso um jemanden weinen oder dass jemand um sie weint und trauert, auch wenn sie am eigenen Leib erfährt, was dann aus dieser Person werden kann. Davor hatte sie Angst, aber sie fand, dass es sich lohnte, wenn man vorher Jahre des wahren Glücks gekostet hatte.
Ihr Bruder wurde in dieser Zeit ihre wichtigste Bezugsperson und ihr bester Freund, auch wenn er anfangs noch in der Pubertät war und sie dann selbst. Sie schafften alles, mit eisernem Willen und einer Portion Glück, sie unterstützte ihn bei seinem Abschluss, was ihr nur zugute kam, denn so konnte sie den Stoff teilweise schon, obwohl sie fünf Klassen unter ihm war.
Sie sehnte sich nach dem Abitur, arbeitete nebenbei im Sanitätshaus. Als sie es endlich geschafft hatte, dauerte es nicht lange und sie machte die Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Es war kein Beruf, es war eine Berufung, die Kette ihrer Mutter trug sie immer bei sich, zum einen als Glücksbringer für sich und jeden Unfallopfer und um sich daran zu erinnern, warum sie auf der Straße war.
Als ihr Bruder und sie älter wurden, erkannten sie schließlich, dass sie zwei Teile einer Seele waren, auch wenn sie sicher nicht alles teilten, was in ihrem Leben geschah, geschweige denn ihre Meinungen.
Was sie jedoch mit ihm teilte, war unter anderem der Beziehungsstatus, wenn auch nicht die Einstellung, warum beide Geschwister Single waren.
Sie selbst hatte bereits zwei glückliche Beziehungen, während ihr Bruder sich davor scheute. Natürlich wusste sie, warum, aber sie fand es erstrebenswert. Obwohl sie kein Kind von Traurigkeit war, wollte sie eine eigene Familie und wusste, dass der richtige Mann kommen würde.
Nachdem sie eine werdende Mutter aus einem Stau gezogen und ins Krankenhaus gebracht hatte, ihr erster Kontakt mit einer Schwangerschaft, stand sie abends weinend vor ihrem Bruder und erzählte ihm von den Schuldgefühlen. Von den Schuldgefühlen, dass sie jahrelang gestohlen hatte, ihm, ihren Vater und vor allem an der Seite ihrer Mutter allen etwas vorgemacht hatte, sie wollte Buße tun. Wollte Wiedergutmachung leisten.
Im Gespräch mit ihrem Bruder beschloss sie, eine Kirche zu suchen, die ihrer Mutter gefallen hätte, sie selbst war zwar nicht gläubig, aber getauft. Dennoch respektierte sie den Glauben und hoffte, dass er ihr nun helfen würde. In Key West fand sie eine wunderschöne Kirche mit Kapelle, zuerst saß sie alleine in den Bänken, bald nahm sie an den Messen teil und irgendwann begann sie Geld zu spenden. Viel mehr Geld als sie gestohlen hatte, sie wusste noch genau, wie viel sie gestohlen hatte.
Aber sie hatte sich noch nicht getraut, jemandem ihre Schuld zu gestehen, so sah sie vielleicht wie eine gütige Frau aus, aber auch ihre Medaille hatte zwei Seiten.

Samuel Diaz ist der unehrliche Sohn von Freya Hansen. Sein Vater John James Diaz ein berühmter Bullrider, starb leider, noch bevor er seinen Sohn kennenlernen konnte, während eines Fußballspiels mit Freunden. Herzinfarkt, es ging alles sehr schnell. Da war Freya gerade im dritten Monat schwanger.
Gott sei Dank bekam die werdende Mutter Unterstützung von ihrer eigenen Familie, sowie die Familie des Vaters.
Die Familie Diaz, betrieb in der Nähe von Texas, genau genommen in Bandera eine Farm mit vielen Nutztieren. Und zu den Ferienzeiten konnten dort Kinder übernachten, ein Ferienbauernhof so sozusagen. Oft nahm die Familie auch Kinder zu sich, die schnell aus ihren Elternhäusern weggebracht werden mussten, z. B. wegen Kindesmissbrauch und anderer schlimmen Sachen. So konnten die Kinder im Ranch ein wenig zur Ruhe kommen und durch die Tiere und der Natur auch abgelenkt und therapiert werden.
Das fand Freya so toll, dass sie kurz entschlossen, in das Bauernhof zog und die Familie von ihrem verstorbenen Verlobten, mit ihr zur Verfügung stehenden Mitteln half.
Die Wochen und Monate zogen sich dahin und trotz des schlimmen Schicksalsschlages, wurde Freya glücklich.
Was keiner erahnen konnte, war die Tatsache, dass Freya und der ältere Bruder von John James, Oskar Diaz, ein Veterinärmediziner, sich verliebt hatten.
Im Januar 1994 war es dann so weit, der kleine Schweißerchen Samuel machte sich auf den Weg. Nur hat der Kleine sich eine denkbar schlechte Zeit ausgesucht, um geboren zu werden. Denn seit Tagen wütet eine heftige Schneefront durch Bandera. Es gab kein Durchkommen, die Sicht lag beinahe bei null, die Straßen waren voll geschneit und selbst die Räumungsfahrzeuge kamen nicht mehr hinterher. Also Hausgeburt auf der Ranch und Halleluja, es ging alles glatt.
Nach der Geburt von klein Sam heirateten Freya und Oscar im Sommer 1996 und Oscar adoptiert Samson offiziell als sein Sohn.
Der kleine Sam war ein Sonnenschein, wuchs ganz normal und bodenständig heran. 1999, da war er 5 Jahre alt, kam seine kleine Schwester zu Welt.
2004 zog die kleine Familie nach Miami aus. Weil Oskar sich spontan auf ein Jobangebot als Tierarzt gemeldet hat und den Job auch bekommen. In der Heimat hatte Oskar nicht wirklich viel Zukunft und der Bauernhof, welches die Familie übernommen hat, warf nicht genug ab, um die Familie zu ernähren.
Die Anfänge in Australien waren nicht einfach für die aus Bandera stammende Familie.
Auch für Sam war der Neuanfang die Hölle, er kannte die Kinder nicht, und die Kinder waren seltsam zu ihm, wie das halt so ist.
Aber es wurde besser, nach und nach, und irgendwie mit Ach und Krach schloss er die Schule ab. Sam war guter junge, höflich, bodenständig und ein richtiger Gentleman.
Nachdem er noch mal die Abendschule besucht hat, um seinen Werdegang und seine Noten zu verbessern, konnte er dann studieren. Zumindest war das sein Plan für die Zukunft. Vielleicht auch etwas Richtung Veterinärmedizin? So richtig wusste er es noch nicht, und das war eigentlich verwunderlich, denn Sam war ein zielstrebiger junger Mann und wusste eigentlich recht schnell, wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat, in welcher Richtung es gehen sollte. Aber nun stand er mit 20 Jahren vor einer Kreuzung und suchte seinen Weg. Um nicht unnötig Zeit zu verschwenden, bewarb er sich 2016 einfach auf der University of Miami. Zur Not konnte er einfach in die Fußstapfen seines Vaters treten, und die Praxis übernehmen, aber war das sein Traum?
Eine Woche, bevor es Richtung Uni ging, traf er sich mit seinen Freunden. Sie feierten eine feuchtfröhliche Abschiedsparty. Und irgendjemand hatte Bier besorgt. Sam hatte nicht viel getrunken und überschätzte sich total.
Als Sam wach wurde, lag sein Auto mit der Schnauze voran im Wasser und drohte zu versinken, während mehrere Rettungskräfte versuchten sein Leben zu retten.
Die Feuerwehrleute von Miami. Sam war zwar angetrunken und auch mächtig benommen von dem Aufprall, aber auch unglaublich fasziniert davon, mit anzusehen, wie sie versuchten sein jämmerliches Leben zu retten.
Sie fragten Sam nicht, wer er war, ob ein Bettler, ein Millionär oder einfach nur ein normaler Bürger. Für sie war das alles egal, der Stand, spielte keine Rolle. Unglaublich
Und wenn sie nach Hause gingen, am Ende des Tages, dann wussten sie, was sie getan hatten, sie hatten Leben gerettet, Feuer gelöscht, Menschen in Not geholfen, sie wussten am Ende des Tages, dass sie Helden waren. Und Sam? Er war seit Wochen auf der Suche nach sich selbst, nach etwas Größerem, nach einem Zeichen, einen brennenden Busch, oder ein Meer, das sich teilt und ihm den Weg zeigte. War das hier vielleicht sein Zeichen?
Wie es sich herausstellt ja, nach seiner Rettungsaktion konnte er an nichts anderes mehr denken als an die Feuerwehrleute von Miami. Das war's, genau das, was er machen wollte.
Aber mit fast 20 Jahren war er für die Berufsfeuerwehr noch zu jung. Also die erstmal zu der Jugendfeuerwehr.
Nach der Jugendfeuerwehr und dem Besuch der Akademie wird er als Anwärter eingestellt und fällt schnell durch mutiges, selbstloses und teilweise aber auch rücksichtsloses Verhalten auf.
Sam war wahnsinnig motiviert, voller Tatendrang und musste stellenweise auch bisschen ausgebremst werden wie ein junges Fohlen eben.
Seine Eltern waren alles andere als begeistert über den beruflichen Werdegang ihres Sohnes, aber sie mussten es akzeptieren.
Fand bei der Feuerwehr seine zweite Familie und Heimat. Durch die Kontakte mit seinen Kollegen hatte er schnell ein großes Umfeld um sich herum aufgebaut.
Aber auch seine Schulkameraden und andere Freunde, die er so im Leben kennengelernt hatte, waren ihm sehr wichtig und der versuchte immer den Kontakt zu pflegen. Wie z. B. Ava oder seine ex Liebschaft.
Durch die Arbeit, durch die Schichten, durch das intensive Lernen und Trainieren um seinen Job so effizient wie es irgendwie geht zu verrichten wahr sein Liebesleben quasi bei null angelangt. Es gab hier und da Gelegenheitssex, kurze Beziehungen, vor allem mit Mädels, die Feuerwehrleute ja extrem toll fanden, aber so wirklich was Ernsthaftes? War leider nicht dabei.
2024: Mittlerweile ist Samuel Diaz ein festes Mitglied der Feuerwehr in Miami und riskiert jeden Tag mit voller Leidenschaft und Hingabe, um Menschenleben zu retten und bereut seine Entscheidung nicht einen einzigen Augenblick. Feuerwehrmann zu sein ist nicht seinen Beruf, es ist seine Berufung, es ist genau das, was er für den Rest seines Lebens machen möchte.

Geboren am 13.09.1992 machte Emilia Carrington die Familie komplett. Wie viele Mädchen wünschten sich zumindest einen großen Bruder zu haben? Es waren sicherlich einige und Emilia hatte mit Mason und Taylor sogar gleich zwei. Doch das Glück der Carringtons währte nur kurz und wurde frühzeitig durch den Tod des Vaters erschüttert. Ihr Onkel, der Bruder vom Vater, versuchte die entstandene Lücke möglichst klein zu halten und sich um die Familie zu kümmern. Selbst heute konnte sie sich noch gut an die zahlreichen Stunden erinnern, die sie auf dem Carrington Air Services, dem Flugplatz ihres Onkels und ihrer Tante verbracht hatte. Gerne sah sie den Flugzeugen beim Starten und Landen zu, musste jedoch feststellen, dass sie selbst besser mit beiden Beinen auf dem Boden blieb. Den schon kurz nach ihrem ersten Start war der kleinen Emilia so schlecht geworden, dass sie sich geschworen hatte nie wieder einen Fuß in ein Flugzeug zu setzten – einen Schwur, den sie bis heute aufrecht gehalten hatte. Statt sich also, wie ihrem großen Bruder Mason, der Luft zu widmen, war eher das Wasser das Element bei dem Emilia sich wohl fühlte. So Schnorchelte sie gelegentlich und fing als Teenagerin mit dem Kitesurfen an. Ein Hobby welches sie mit ihrem besten Freund Kaden verband.
In der Schule gehörte Emilia stets zur oberen Hälfte. Im Gegensatz zu einigen anderen, passte sie auf und dachte mit, so musste sie Zuhause meistens nur das nötigste machen. Zwar gab es auch Fächer die Emilia nicht mochte, doch schon früh verfolgte sie ein Ziel und um dieses zu erreichen, brauchte sie gute Noten. Eventuell war das ihre Idee ihren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, immerhin waren ihre Brüder zum Militär gegangen und Emilia verfolgte Zielstrebig ihren Plan Anwältin zu werden. Nach ihrem guten Schulabschluss, machte sie ihren Abschluss in Politikwissenschaften, ehe sie ihr Jura Studium begann. Sicherlich hätte sie auch in Key West studieren können, doch nach ihrem Schulabschluss zog es sie ein wenig raus aus Key West und so verbrachte sie einige Jahre in Miami. Zusammen mit Kaden war sie nach Miami gezogen, doch die ständige Nähe tat der Freundschaft nicht gut. In einer Nacht in der definitiv zu viel Alkohol geflossen war landeten sie schließlich im Bett. Eine Tatsache über die am nächsten Morgen beide zwar lachen konnten, doch schlussendlich überstand die Freundschaft dies nicht.
Ursprünglich wollte sie sich auf Familienrecht spezialisieren, doch eher zufällig bekam sie die Möglichkeit als Assistentin bei der Staatsanwaltschaft mitzuwirken und war von Tag eins an fasziniert von der Arbeit die sie dort sah. Sicherlich war der Zweig anstrengend und Überstunden zählten eher zur Regel als zur Ausnahme. Aber was tat man nicht alles für einen so verantwortungsvollen Bereich. Nach drei Jahren war dann auch das Jura Studium abgeschlossen und nachdem sie einige Zeit als Rechtsberaterin eines Unternehmens gearbeitet hatte, konnte sie eine Stelle als Stellvertretende Staatsanwältin ergattern. Zwar arbeitete sie fortan nicht mehr in Miami, sondern in Key West, aber so konnte sie sich schlussendlich auch um ihre Mutter kümmern, nachdem diese an Krebs erkrankt war und sie bis zu ihrem Tode begleiten. Ihr Ziel leitende Staatsanwältin zu werden nicht außer Augen verloren, stand nun aber erneut die Familie im Mittelpunkt. Nachdem es nur noch die drei Geschwister gegeben hatte, kam eine wundervolle Schwägerin hinzu und schenkte ihr später eine bezaubernde Nichte.

Bunte Lichter, Ohrenbetäubender Lärm und der Duft von frischer Zuckerwatte und gesüßtem Popcorn. All diese Dinge wecken positive Erinnerungen im Leben des heute 23-Jährigen jungen Mannes. Als Kind einer Schaustellerfamilie, war das Leben nie langweilig und beinahe genauso aufregend, wie eine Achterbahnfahrt höchstpersönlich. Iñigo wurde gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester als eines der jüngsten Kinder in die Familie Lacerda hineingeboren. Gemeinsam komplementierten Sie das Chaos um das Ehepaar Roque und Maria samt Antonio, xx und Gael. Während die ersten Wochen von Schreien und Weinen geprägt wurden, hauptsächlich auf der Seite der Zwillinge, schien das bunte Treiben und fröhliche Gemüt der Familie keinerlei Schaden durch den aufregenden Zuwachs zu nehmen. Im Gegenteil die positive Stimmung färbte sofort auf die Kleinen ab.

Glücklicherweise blieb es nicht immer beim Weinen. Schon relativ zeitnah erkannten die Zwillinge, dass Sie ihre Bedürfnisse auch anderweitig äußern konnten und versuchten sich an ersten, teils noch unverständlichen, Lautäußerungen und Handgesten. Doch mit genug energischem Herumfuchteln, kam man dank der 3 älteren Brüder ziemlich schnell ans Ziel und konnte das bevorzugte Spielzeug vor dem jeweiligen anderen Zwilling retten und sichern. Iñigo’s erste bewusste Erinnerungen, setzten erst mit Eintritt in den ‚Day Care‘ rund um den ‚Vorschulprozess‘ ein.

So bekam er die Baby- und Kleinkindjahre, von denen seine Eltern so schwärmten, lediglich durch spätere Erzählungen und peinliche Fotoalben mit. Wenn die Familie mal wieder gemeinsam versammelt nach einer nervenaufreibenden Partie Monopoly, das grau-weiße Fotoalbum der Zwillinge rausholte. Einst zur Geburt der beiden Geschwister angelegt und sogar mit einem klassisch kitschigen grünen Fußabdruck auf der ersten Seite dekoriert, holte Maria eine Zeit lang das Album beinahe täglich heraus. Hatte Sie schließlich für all ihre Kinder ein eigenes Fotoalbum gelegt und war auf jeden Nachwuchs erneut stolz. Während Inigo sich die Peinlichkeiten seiner älteren Geschwister jedoch nur allzu gerne zu Gemüte führte und Gael in seinem Halloween-Piratenkostüm bestaunte oder Antonio mit Schokolade beschmiert den Osterhasen verputzen sah, waren ihm seine eigenen Bilder zeitweise in der Vor-Pubertären Phase dann vor seiner ersten richtigen Freundin doch etwas peinlich geworden.


So wie auf Seite 4 –
Der erste Geburtstag der beiden Zwillinge. Roque und Maria legten viel Wert auf die freie Entfaltung ihrer Kinder. So gab es bei den Lacerda’s selten ein Nein zu hören. Auch was die Geburtstagsgeschenkwünsche oder den Kuchen anbelangte, konnten alle Familienmitglieder ihre Meinungen äußern. Natürlich konnte man von einem 1-jährigen Kind nicht erwarten, derart wichtige Entscheidungen zu treffen. Erst recht nicht, nachdem nur Soona diejenige der beiden gewesen war, die schon recht früh verbal aktiv wurde und sich versuchte sprachlich mitzuteilen. Während das einzige Mädchen im Hause Lacerda fröhlich vor sich hin plapperte und lallte und ihre Umwelteindrücke sofort verbalisierte und Dinge erzählte wie „Wasser“ und „Stuhl“, lag Inigos Fokus damals viel mehr auf dem Herumklettern und Erkunden seiner Umgebung. So hatte er mit seinen 12-Monaten immer noch kein wirkliches Wort gesprochen, abgesehen von einem ‚Mommy‘ , und „el!“ – letzteres stand nicht nur für Gael sondern stellvertretend auch für seine anderen großen Brüder und wurde in genau diesem fordernden Ton ausgesprochen. Trotzdem hatte Maria die Anfrage gestellt, was die Zwillinge sich für einen Kuchen wünschen würden. Inigo’s Blick auf dem Foto und die zusammengeführten Hände, die ein Klatschen andeuteten, zeigte seine deutliche Freude darüber, dass Soona es in irgendeiner Form geschafft hatte um einen Schokoladenkuchen zu bitten.

Und Seite 10 -
Viel zu gerne hatte er seiner Schwester an diesem Weihnachtsfest die Tatsache unter die Nase gerieben, dass er mit seinen 5 min. Zeitvorsprung natürlich deutlich älter war als Sie und damit quasi ebenfalls ihr großer Bruder. Glück im Unglück das 5 Jahre alte Kinder noch nicht so clever waren. Zumindest, was das Ergattern von Süßigkeiten anbelangte, ging die Rechnung damals auf und er konnte nicht nur seine Süßigkeiten vom Weihnachtsmann vernaschen, sondern auch die seiner Schwester. Auch wenn seine Beute sich am Ende nur auf einen Schokoriegel belief, da spätestens beim zweiten Überzeugungsversuch sein großer Bruder Gael Wind davon bekam und für Gerechtigkeit zwischen den beiden jüngsten Geschwistern sorgte.

Oder Seite 14 –
Der Schuleintritt. Leider gibt es kein adäquates Foto der beiden Zwillinge, da die Kamera an genau diesem besonderen Tag nach nur 10 min. Akkulaufzeit ihren Geist aufgab. Zum Glück konnte der Film jedoch gerettet werden, doch Maria musste das einzig vorhandene Bild nehmen und einkleben. Eines, bei dem Soona stolz ihren neuen Rucksack samt Zuckertüte präsentierte und in ihrem Blumenkleid bezaubernd aussah. Inigo gab es nur als verwaschenes Etwas am Rand zu erahnen, sein Spiderman-Rucksack neben Soona stehend. Immer hin gab es von dem Rucksack ein ordentliches Foto, bevor dieser nach nur einem Dreivierteljahr tagtäglicher und nicht gerade sorgfältiger Benutzung auf der Müllhalde landete. Inigo selbst versuchte sorgfältig mit seinen Sachen umzugehen, wusste er doch, dass Geld nicht wie die süßen leckeren Kirschen in Nachbars-Garten auf den Bäumen wuchs, doch der Reiz die materiellen Dinge zu benutzen war viel zu groß. Wozu sonst kaufte man Sie, wenn man nicht damit spielen konnte? So wurde der Rucksack nicht nur für die wildesten Abenteuer von Spiderman und seinen anderen Superhelden-Freunden benutzt, sondern diente unter anderem auch der Pausenbeschäftigung an Regentagen. Aufgeklappt ergab er einen vorzüglichen Basketballkorb für Papierbälle.

Auf Seite 25 – fand man das erste Foto vom Jahrmarkt
Inigo fragte sich bis heute, wie seine Mutter es geschafft hatte sämtliche Erinnerungen zu fotografieren und einzukleben und erst so spät auf den Jahrmarkt an sich zu sprechen zu kommen. War doch beinahe das ganze Leben des Mexikaners geprägt davon gewesen. So hatte er seine ersten Fahrgeschäft Erfahrungen hier bei den Autoscootern gemacht und gemeinsam mit seinem Vater in einem der für Erwachsenen viel zu klein geratenen Pferdekutsche auf dem Kinderkarussell die Magie genossen. Und Inigo hätte schwören können, dass die Fahrgeschäfte damals als Kind viel schneller und aufregender gewesen waren! Auch seine ersten richtigen Bauchschmerzen hatte er der Hauptberufung der Familie zu verdanken, und der unglaublich köstlichen Zuckerwatte – die er sich dank seinem Taschengeld hatte kaufen können. Selbst den ersten Kuss, damals mit einer Schulfreundin aus der 2ten Klasse. Nicht seinem fröhlichen und verrückten Charme oder seiner kindgebliebenen Art, nein er war sich sicher, die Lichter, die Tüte Popcorn die er Lucy damals ausgegeben hatte und das Rattern des Riesenrades im Hintergrund hatten für den kleinen Kuss gesorgt. Das Foto selbst wurde nur wenige Minuten nach dem Kuss aufgenommen, als seine Mutter die beiden Grundschüler entdeckt hatte und nachfragen wollte, ob Sie Lucy nach Hause bringen sollten oder Sie von ihren Eltern abgeholt wird.

Selbst an Seite 29 – sein Skateboard – erinnerte Inigo sich.
Das Foto hatte Soona geschossen, nachdem der damals 13-Jährige seinem großen Bruder Gael nacheifern wollte und genauso cool wie er sein wollte und sich, natürlich wie es sich für einen richtigen Lacerda gehörte, ohne Protektoren und Helm, auf die kleine Halfpipe wagte. Zum Glück kam es weder zu einem Bruch noch zu weiteren schlimmeren Verletzungen, es gab lediglich einige kleine Kratzer gefolgt von einem über sich selbst Lachen - über die eigene Unfähigkeit auf dem Board zu fahren – und genau diesen Moment fing das Bild ein.

Und dann, ein paar Seiten weiter endete das Fotoalbum abrupt mit einem letzten Bild von der 16 Jährigen-Soona, gekleidet in ein wunderschönes Dress für einen dieser Herbstschulbälle, die in der High School gerne zu jeder erdenklichen Jahreszeit veranstaltet wurden und an denen zumindest der Mexikaner sehr gerne teil nahm um mit seinen Freunden abzuhängen und Spaß zu haben. Während Soona einfach nur bezaubernd aussah, stand Inigo mit einem breiten schmunzeln auf dem Gesicht neben seiner Schwester auf der Treppenstufe, deutete mit den Fingern hinter ihrem Kopf Hasenohren an und versuchte sich nichts von seinem kleinen Scherz anmerken zu lassen. Wieso seine Eltern nach diesem Bild aufgehört hatten, die Foto’s in das Album einzukleben, wusste Inigo nicht, hatte er sie auch nie explizit danach gefragt.

Wenige Wochen später änderte eine Nachricht alles. Soona war mit dem Auto auf dem Weg nach Hause. Es stand da dieser Baum auf dem Nachhauseweg.. nichts, absolut nichts kam überraschender. Gerade wenige Stunden zuvor hatte seine Schwester noch um ein kurzes Gespräch mit ihm gebeten. Er hatte nur mit einem lachenden Smiley und einem >> Sorry bin grad mit den Jungs unterwegs, morgen Abend ja? << geantwortet. Woher hätte er auch ahnen sollen, dass der morgige Tag so nicht eintreffen würde? Inigo, der seine Schule mit einem durchweg befriedigenden bis guten Abschluss hinter sich gebracht hatte, hatte eigentlich geplant nach erfolgreicher Beendigung dieser, eine Ausbildung zu beginnen. Doch statt sich in der Universität einzuschreiben, hangelte er sich gedankenverloren von einem Mini-Job zum nächsten und unterstützte seine Eltern schlussendlich sogar für eine Zeit im Familiengeschäft. Doch die Zeit vor Ort, machte den Verlust um Soona für ihn nicht leichter und so packte er in kurzer Absprache mit seinen Eltern eines Tages seine Taschen und gab sich einer Weltreise hin. Weltreise war vielleicht übertrieben, hatte es ihn doch lediglich in einige Staaten Amerika’s, Mexiko, Spanien, Kanada, Großbritannien und Frankreich hin verschlagen. Doch es tat gut rauszukommen und durchatmen zu können. Fremde Kulturen kennen zu lernen, ihre Lebensweise, das Essen und die Energien. Kurz vor seiner Reise nach Australien, packte ihn dann bei all den Familien, denen er im Laufe der Jahre begegnet war, doch das Heimweh und er kehrte zurück nach Amerika. Um zunächst einmal wieder Fuß zu fassen, verschlug es ihn nach Florida, als er unangekündigt eines Tages vor der Wohnung seines Bruders Gael stand und um „lediglich 1-2 Tage Übernachtungsmöglichkeiten“ bat.