Alle Träume können wahr werden, wenn man den Mut hat ihnen zu Folgen.“ - Wie realitätsnah dieses Zitat war, musste Valentina bereits als junge Erwachsene feststellen. Doch fangen wir am Anfang ihrer Gesichte an.

Wir schreiben das Jahr 2002, in welchem Valentina Knight das Licht der Welt erblickte. Als erste und einzige Tochter eines Staatsanwaltes und einer Immobilienmaklerin wuchs das Mädchen in guten Verhältnissen auf. Kurz gesagt: Sie wuchs mit dem goldenen Löffel im Mund heran. Aber wen wunderte dies? Immerhin war bekannt, dass wenn man den Nachnamen Knight trug, ganz sicher nicht aus schlechtem Elternhaus kam. Dennoch hatte es das junge Mädchen in Kindheitsjahren nicht wirklich einfach. Zwar las man ihr jeden Wunsch von den Lippen ab, doch war ihr Vater sehr streng mit Valentina, besonders was die Auswahl ihrer Freunde anging. Gebrandmarkt von seinem Job und der Erfahrung, dass viele den Nachnamen hörten und sich daraus einen Vorteil ziehen wollten, wollte der Staatsanwalt jegliche Gefahr und sämtlichen schlechten Umgang von seiner Tochter fernhalten. Demnach hatte sie nie wirklich viele Freunde. Außerdem fühlte es sich schon in jungen Jahren so an, als würde ihr Leben bereits durchgeplant sein.

Pubertät. Für Teenager, aber auch für die Eltern eine sehr schwierige Phase. Stimmungsschwankungen, Panik Attacken wegen Pickeln im Gesicht und Liebeskummer standen an der Tagesordnung. Auch bei Valentina. Der erste Pickel im Gesicht ließ den Haussegen bei den Wheelers für einige Tage schief hängen. Obwohl Valentina nicht zu jenen gehörte, die extrem viel Wert auf ihr Äußeres legten, störte sie der Pickel direkt auf ihrer Nasenspitze enorm. Das Gute war, dass sie jenen hinter Büchern in der Schulbibliothek verstecken konnte. Obwohl. Eigentlich musste sie ihn nicht einmal mit Make-Up überdecken, denn scherte sich, bis auf ihren engen Freundeskreis, nicht wirklich jemand um sie. Sie war quasi unsichtbar. Darüber war sie aber auch nicht traurig. Ganz im Gegenteil. War man Beliebt hatte man automatisch Verpflichtungen. Um Gesprächsthema zu bleiben, musste man täglich etwas mit anderen unternehmen, oder irgendwelchen Hobbys nachgehen, welche einen gar nicht interessierten, welche aber gerade ‚cool‘ waren. Das war absolut nicht Valentinas Ding. Ab und zu unternahm sie etwas mit ihren Freunden und ansonsten verbrachte sie ihre Zeit gerne vor dem Bildschirm. Letzteres hat aber erst im Jahr 2017 angefangen. Durch Youtube-Videos und diversen Lets Plays hat sie irgendwie das Interesse an Videospielen gewonnen. Zu Weihnachten hatte sie sich demnach einen Computer gewünscht. Mit ihrem ersten Computer entdeckte Valentina auch Streamingplattformen für sich. Mit ihrem Taschengeld kaufte sie sich selbst ein Streaming - Setup zusammen und fing selbst an zu streamen. Da sie zu diesem Zeitpunkt Minderjährig war, benötigte sie die Zustimmung ihrer Eltern, welche sich nichts dabei dachte und ihr jene gaben. Die einzige Voraussetzung: Die Blondine durfte die Schule nicht vernachlässigen. Angefangen mit 4 Zuschauern, wurden es nach und nach mehr.

Valentina beendete die Highschool mit Bravour und folgte dem Willen ihrer Eltern, oder eher gesagt ihrem Vater: Ein Jura - Studium. Auch wenn sie kein Interesse an dem Studium hatte, generell nicht studieren wollte, sondern viel lieber ihre Zeit ins Streamen investieren wollte, kam sie dem Wunsch ihres Vaters vorerst nach. Immerhin hatte jener ein gutes Druckmittel entdeckt. Würde sie nicht studieren, würden sie ihr das Streamen untersagen. Und das wollte die Blondine nicht riskieren, zumal sie sich mittlerweile eine gute Community aufgebaut hatte. Garantiert 1.700 Zuschauer hatte sie bei jedem Stream. Zudem 170.000 Follower. Kooperationen mit Werbepartner, sowie Subs brachten ihr gutes Geld ein. Geld, von welchem sie eigenständig leben könnte. Doch auch wenn ihr Vater wusste, dass sie sich damit einen Lebensunterhalt finanzieren konnte, war es definitiv nicht gut genug. Im ständigen Konkurrenzkampf mit seinem Bruder, welcher es mittlerweile geschafft hatte den Bürgermeister zu mimen, und dessen Kinder alle einen hochgradigen Weg einschlugen, kam solch eine Berufung für sein einziges Kind definitiv nicht in Frage. Es wäre eine wahrhaftige Schande.

Im Alter von 21 Jahren schmiss Valentina ihr Studium, zog so den Zorn ihrer Eltern, besonders den ihres Vaters, auf sich. Jene waren alles andere als begeistert davon und setzten ihrer Tochter die Pistole auf die Brust. Entweder sie führte ihr Studium fort, oder sie würden sie aus dem Elternhaus rausschmeißen. Natürlich waren ihre Eltern davon ausgegangen, dass sie sich zu ihren Gunsten entscheiden würde, doch mit dem Rückhalt des größten Konkurrenten ihres Vaters – ihrem Onkel – musste die Blondine nicht lange überlegen. Sie zog in eine kleine Wohnung, raus aus ihrem Elternhaus. Sie war volljährig und demnach frei. Dort widmete sie sich voll und ganz dem Streamen, mit welchen sie sich ihr deutlich bescheideneres Leben finanzieren konnte.

Wo beginnt man eine Geschichte, wenn der Erzähler eigentlich gar keine Ahnung von dieser hat? Das Leben von Avery beginnt eigentlich erst mit seinem 22 Lebensjahr, zumindest nahm man dieses Alter an, als man den schwerverletzten Mann im Krankenhaus wieder zusammenflickte. Da er keinen Ausweis bei sich trug konnte man ihn nicht identifizieren, was dafür führte, dass man sein Alter schätzen musste. Im Krankenhaus war er einfach unter John Doe gespeichert. Was mit ihm passiert war konnte man nicht wirklich nennen, einzig und alleine konnte man ihm sagen, dass er an einem Waldrand irgendwo in Asien gefunden wurde. Das er dort jedoch nicht zugehörig war, dies konnte man anhand seines Aussehens zumindest annehmen und da dort auch niemand auf der Suche nach ihm war, schien er wohl von irgendwo anders her zu kommen.
Der junge Mann wusste nicht, wie lange er in diesem Krankenhaus verbrachte, doch irgendwann musste man wohl doch versuchen sich ein eigenes Leben aufzubauen. Nach der Reha und den ständigen Untersuchungen im Krankenhaus verließ er jenes und begann sich dank ein paar Leuten die er kennengelernt hatte ein Leben aufzubauen... von einer Vergangenheit konnte er ja nur Träumen. Er taufte sich selbst auf den Namen Avery Doe... Doe... ein Nachname welcher eben einfach zu seinem Leben passte und seine Verlorenheit seiner Identität aufzeigte.

Avery Doe wurde somit erst am 11.05.2022 in Asien "geboren", zumindest gemäß seines Ausweises. Doch in Asien fühlte er sich einfach nicht so richtig wohl. Er hatte einfach keine tiefgehenden Gefühle für das Land entwickelt und so handelte er direkt und reiste ab. Das wenige Hab und Gut welches er sich ergattert hatte gepackt, stieg er in den nächsten Flieger und fand sich dann auch schon in Miami wieder. Wie er dort gelandet war? Nun, er hatte einfach ein Ziel am Flughafen ausgewählt und war geflogen. Mit dem wenigen Geld welches er in Asien bereits durch ein paar Gelegenheitsjobs angespart hatte, schaffte er sich eine kleine Wohnung in einem Wohnhaus anzumieten. In Miami begann er dann als Handwerker ein seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Offensichtlich wurden dafür nicht unbedingt jahrelange Erfahrungen verlangt. Da er offensichtlich ein Grundverständnis für diese Dinge zu haben schien fand er recht schnell einen Arbeitgeber, welcher ihm eine Chance gab und ihn mit diversen Fortbildungen auch eine notgedrungene "Ausbildung" verschaffte. In Miami fühlte er sich in jedem Fall wesentlich wohler und schon fast wie zuhause... auch wenn er genau wusste, dass irgendwas in seinem Leben fehlte. Natürlich wusste er, dass er eine Vergangenheit haben musste... er wusste, dass er sicherlich Älter hatte. Oder hatte er sie gar nicht? Immerhin suchte niemand nach ihm. Es schien, als sei niemand daran interessiert ihn zu finden. Vielleicht hatte er keine Familie, vielleicht gab es einfach niemanden auf der Welt, welcher sich um ihn scherte. Vielleicht war es daher ganz gut, wenn er sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern konnte...

Flashback
... und doch gab es da dieses kleine Wesen, dieses unschuldige kleine Wesen welches niemals aufhören würde nach ihm zu suchen. Nach Josh. Nicht Avery. Sie suchte nach einem anderen Mann aus einem anderen Leben. Ein Leben, in welcher der junge Josh Sweeney am 03.06.1999 das Licht der Welt erblickte, ganze 3 Minuten vor seiner Zwillingsschwester Reagan. Die Beiden wurden in eine reiche Familie reingeboren, in welcher es ihnen nicht wirklich an etwas fehlte. Die Kindheit verlief eigentlich recht normal. Josh war ein ziemlich ruhiges Kind und wusste, sich gut im Hintergrund zu halten. Er wollte nie sonderlich viel Aufsehen erregen und verfolgte einfach sein Hobby - dem Sport. Zu seiner Schwester hatte er eine besondere Beziehung. Ganz dem Vorurteil gezeichnet, dass Zwillinge doch stets diese besondere Bindung miteinander hatten... er würde es wohl stet bejahen. Wenn es ihr nicht gut ging versuchte er alles, damit sie wieder lachen konnte. Wenn ihre Eltern sie ausschimpften, nahm auch er die Strafe auf sich. Als Josh gehört hatte, dass seine "kleine" Schwester in der Schule gemobbt wurde, griff er natürlich direkt ein und verteidigte sie. Verbal, wie auch mit seinen Fäusten. Dass ihm dies Ärger einbringen konnte war ihm ziemlich egal, immerhin beschützte er seine Schwester wann und wo er konnte.

Die Schulzeit und auch sonst sein Leben verlief ohne wirklich große Probleme. Er widmete sich dem Sport, hatte viele Freunde und war auch sonst sicherlich kein unbeliebter junger Mann. Zuhause hatte er nie Probleme, schien er doch sein Leben genauso zu führen, wie seine Eltern es sich für ihn vorgestellt hatten. Sie erzogen ihn zu einem Mann, welcher eben auch wusste, welche Dinge es im Leben anzugehen schien. Der Mann im Haus zu sein bedeutete der Familie Sweeney immerhin schon immer viel und genau so wurde er auch erzogen - auch wenn er zu damaliger Zeit wohl nicht genau begreifen konnte, was seine Eltern damit genau meinten. Welche Ansichten sie vertraten.
Der Mann in der Familie zu sein bedeutete jedoch auch, das man diese in sämtlichen Lagen Beschützen musste und so entschied sich Josh recht bald, dass er nach seiner Regelschulzeit der Army verschreiben wollte. Er wollte nicht nur der Beschützer seiner Familie sein, sondern auch ein Beschützer für die Leute, welche Hilfe brauchten. So kam es, dass er irgendwann das heimische Nest verließ. Am schlimmsten dabei fiel ihm tatsächlich der Abschied von seiner Schwester am schwersten. Er versprach jedoch weiterhin im Kontakt mit ihr zu bleiben, immerhin waren Besuche zum Wochenende nicht drin... dafür wurde er zu weit weg von seiner Heimat eingesetzt. Aber den Kontakt abzubrechen kam für den jungen Mann nicht in Frage. So schrieben sie sich jeden Tag Briefe und hielten sich im Leben des anderen auf dem Laufenden. Josh fand viele Freunde, auch wenn sein Leben sich schlagartig geändert hatte. Doch wie sehr sich ein Leben ändern konnte, das Erfuhr er nach seinem ersten Großeinsatz in Süd-Ost-Asien. Sie hatten von einer Gruppe gehört, welche dort Kriegsgefangene machten und ihre Aufgabe war es, diese Kriegsgefangenen dort herauszuholen. Ein Unterfangen, welches nicht so gut durchdacht schien. Es war ein Wunder, das auch nur einer der Truppe dieses Unterfangen überlebte. Doch Josh schaffte es... nein... Avery schaffte es. Josh war an jenem Abend gestorben.

auf Wunsch entfernt

07.11. 1997 “Es ist ein Mädchen, Miss Burnette!“ - die letzten Worte die die zweifache Mutter hörte, bevor sie das Bewusstsein verlor und in den Not-OP geschoben wurde. Jack - der Vater der beiden Kinder - bangte ganze 7 Stunden um seine Ehefrau, bis sie letzten Endes doch ihr kleines, neugeborenes Mädchen in den Armen halten konnte.

Die Familie hatte ein normales Leben. Es war nicht hervorragend gut oder reich, aber auch nicht besonders schlecht oder arm. Die Familie war nie in den Urlaub gefahren, hatte jedes Jahr den Sommer nur in Miami verbracht und konnte keine großen Sprünge machen. Trotzdem konnten sie kleine wünsche und Träume verwirklichen. Selbst wenn sie spärlich und wenig waren. Tila war eine lange Zeit sehr vernünftig. Ihr großer Bruder war ihr ein Vorbild und mit den Jahren Unterschied konnte man sich ausmalen, das sie ihn regelrecht anhimmelte. Ihre Mutter war eine einfache Hausfrau, ihr Vater Tatortreiniger. Ihre Kindheit verlief weitestgehend völlig unbeschwert und ohne Probleme. Bis die Zeit kam, wo sich allmählich alles veränderte.

Ihr Bruder war ausgezogen und Tila litt zunächst stark darunter. Sie geriet in den falschen Freundeskreis, wodurch sie schnell rebellische Charakterzüge entwickelte. Sie schwänzte die Schule und weigerte sich, ihre Eltern zu unterstützen. Sie mied alles, was Verpflichtungen her gab und lebte einfach das, worauf sie Lust hatte. Den Kontakt zu ihrem Bruder hielt sie aber stetig, so bekam sie auch seinen Absturz mit. Sie bekam mit, wie er in einer abgefuckten Wohnung landete und dort nur das Minimum an Möbeln besaß, wie auch das Minimum an Nahrung. Ihr Vater wollte nicht, dass sie den Kontakt hielt als dieser raus bekam, wie sehr Mike die Kontrolle über sein Leben verlor, aber auch da hörte Tila nicht auf ihn. Sie ließ Mike Geld zukommen oder brachte ihm Essen ihrer Mutter. Sie tat alles, um ihn zu unterstützen. Aber er stürzte nach und nach immer mehr ab. Ihr Vater bekam irgendwann mit, dass regelmäßig Geld fehlte und so verdonnerte er sie dazu, ihm auszuhelfen. Ja, als Jugendliche durfte sie - nein, musste sie - ein Praktikum bei ihm machen. Und was sollte sie sagen? Sie fand es so spannend, dass sie nach ihrer Schule anfing eine Ausbildung zur Bestatterin zu machen. Ja, während ihr Vater Tatorrreiniger war, kümmerte sie sich um die Toten - und so Makaber es klang, sie liebte es. Sie zog aus, führte ihr Leben und hatte keinerlei Probleme. Zwischendurch beherbergte sie ihren Bruder bei sich, welcher aber immer wieder wochenlang verschwand, bis er völlig kaputt wieder kam. Auch dies ging einige Jahre. So lange, bis Mike von der Straße geholt hatte. Lange sprach Mike nicht mit ihr, bis er ihr irgendwann von allem erzählte. Da er Tila so vertraute, erzählte er ihr alles und nun? Nun war Mike die Rechte Hand eines Drogenkochs. Und Tila? Sie war mit involviert. War sie mit der Zeit quasi die kleine rechte Hand geworden, welche sich mit überbringenden von Infos beschäftigte, bei der Leichenbeseitigung mithalf oder auch die Drogen an den Mann brachte. Aber Tila liebte es und konnte sich in ihrem Leben nix besseres vorstellen, als das was sie so eben tat.[/s