Begonnen hatte alles 1986 mit der Umzug von Hector Miguel Navarro und seiner jungen hübschen Gattin Jimena Maria Navarro nach Miami. Leider waren ihre Absichten weniger nobel, denn Hector war ein direkter Nachfahre und Erbe des berühmt und berüchtigten Kartells La Familia Sangrienta. Ein Name, welcher in Mexiko immer wieder für blutige Morde und Drogen-, Waffen- bzw. Menschenschmuggel stand. Ja, genau dieser Erbe war auf den Weg in die USA, um sich dort ein neues Leben auszubauen. Was genau seine Beweggründe waren, das wusste wohl nur er selbst. Manche vermuteten, es war eine verlorene Wette oder einfach nur gebrochener Stolz. Wie auch immer, sein Ziel war es, die Familia Sangrienta auch in den Staaten berühmt zu machen. Zugegeben, niemand aus seiner Familie hätte je geglaubt, dass klein Tito, wie er liebevoll genannt oder eher verspottet wurde, es in dem fernen Land schaffen würde. Doch er tat es. Mit eiserner Faust baute er sich ein Regime auf, herrschte mit Angst und Schrecken und wurde schließlich als Kartellboss "El Tito" auch berühmt. Natürlich kannte die Öffentlichkeit und auch die Polizei diesen Namen, aber niemand ahnte, das dahinter der Clubbesitzer Hector Navarro stand. So baute er sich in nur wenigen Jahren ein großes Imperium auf.
Zwei Jahre nach dem Umzug nach Miami, wurde 1988 der erste Spross der Familie geboren. Natalia Navarro lautete der klingende Name des Mädchens, welches das Licht der Welt erblickt hatte. Nicht gerade Hectors favorisiertes Geschlecht. Ihm wäre ein starker und kräftiger Junge lieber gewesen. Aber was sollte er machen, ihm wurde einfach kein Junge geschenkt. Also machte er das seiner Meinung nach Beste daraus und erzog seine Erstgeborene einfach wie einen Jungen. Über die Jahre hinweg folgten noch zwei weitere Mädels Platzhalter Name und Platzhalter Name. Hector hatte seinen Sohneswunsch wohl mittlerweile über Board geworfen, denn auch sein letztes Kind, geboren im Jahr 1999 wurde ein Mädchen. Isadora Romina Navarro wurde sie getauft und sie war damit das Nesthäkchen des Haushalts.
Isadora wuchs zu einer wahren Schönheit heran und war der Stolz ihrer Familie. Mit 4 Jahren begann sie bereits mit Gymnastik und Geräteturnen. Sie lernte schnell und war auch wirklich talentiert, sodass ihre Eltern keine Kosten und Mühen scheuten, um ihr die bestmögliche Ausbildung zu garantieren. Mit 8 hatte sie somit ihren ersten Wettkampf und ging siegreich hervor. Kaum eine andere Turnerin in diesem Alter konnte mit ihr mithalten. Isadora galt als wahres Ausnahmetalent und wurde schnell in der Turnerszene berühmt. Während alle anderen Töchter eher die väterliche Härte zu spüren bekamen, war Isa das Prinzesschen durch und durch. Hector mischte sich kaum in ihre Erziehung ein, das übernahm alles seine Frau Jimena. Durch deren Ehrgeiz begann Isadora mit 11 Jahren schließlich auch an Schönheitswettbewerben teilzunehmen. Auch da war sie immer mehr siegreich. In der Schule war Isadora durchaus eine der beliebteren und es wäre gelogen, wenn man ihr Bodenständigkeit zuschreiben würde. Immer mehr wuchs der Dunkelhaarigen der Ruf übern Kopf, sodass sie zu einer störrischen, zickigen und etwas zu selbstbewussten jungen Frau wurde. Isadora war komplett und 100% von sich selbst überzeugt, schließlich war sie hübsch und talentiert. Die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern unterstützte dieses Bild nur noch mehr. Ihr lateinamerikanisches Feuer und Temperament war dabei auf keinen Fall zu unterschätzen. Isadora nahm immer öfters an Turnieren teil und arbeitete sich in der Rangliste soweit nach oben, dass sie kurz davor war, eine Olympionikin zu werden. Leider aber kam es ganz anders, als die damals 13 Jährige in einen Unfall verwickelt wurde und sich eine Sehnenverletzung zuzog. Aus der Traum von Olympia und vorerst auch von der Sportlerkarriere. Es folgten lange Monate und Jahre Reha, in denen die schöne Isadora zu einem Schatten ihrer Selbst wurde. Das geriet so sehr aus dem Ruder, dass sie bei Einstieg in die High School weit weg von der Beliebtsheisskala war und eher als Außenseiter galt. Es war der Zwischenfall mit ihrer ältesten Schwester Natalia, welcher sie wieder etwas mehr zu sich selbst kommen ließ. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, Isa bewunderte ihre älteste Schwester über alles, vor allem, wenn es um psychische und körperliche Stärke ging. Gerne hätte die junge Navarro ebenfalls ihre sportliche Veranlagung genutzt, um Kampfsport auszuüben. Das wurde ihr jedoch verwehrt, da Mama Jimena zu viel Angst hatte, sie könnte sich erneut verletzen. Es vergingen einige Wochen und Monate, in denen Isadora wieder mehr zu sich selbst fand und auch wieder mehr zunahm und neu aufblühte. Plötzlich war sie nicht mehr die magere Außenseiterin, sondern die heiße Latina aus der Nebenklasse. Es war, als wäre Isadora erneut erwacht und sie begann auch wieder heimlich zu trainieren. Die Jahre Pause hatten ihren Körper geschwächt, aber sie hatte Ehrgeiz und Biss und arbeitete sich über die Sommerferien retour. Im vorletzten High School Jahr war es schließlich ihr Wunsch ein Cheerleader zu werden. Durch ihre Gymnastik Erfahrung war die Aufnahmeprüfung leichter als gedacht und so wurde sie Teil einer Clique. So arbeitete sich die Dunkelhaarige mit der Zeit immer weiter nach oben, sodass sie in ihrem letzten Jahr schließlich zum Captain der Cheerleaders wurde. Führungsqualität lag ihr im Blut anscheinend. Auch ihre Noten waren durchaus oberer Durchschnitt, sie war kein Genie aber auch nicht dumm. Einfach normal halt, in dieser Hinsicht zumindest. Mit doch recht guten Noten schloss sie also schließlich 2017 die Schule ab. Ihren eigentlichen Plan, etwas beruflich mit Sport zu machen, konnte sie dank den verlorenen Jahren ohne Training vergessen, auch wenn sie mittlerweile viel sportlicher und trainierter war als der Durchschnitt. Es war das erste Mal, dass Isadora mit den Geschäften der Familie in Berührung kam. Gut, sie wusste, dass ihr Dad jetzt nicht so die weiße Weste hatte, aber dass ihm das riesen Kartell gehörte, das wusste sie auch nicht. Mama Jimena hatte darauf bestanden, dass zumindest die Familienjüngste ohne den Druck der Kriminalität aufwuchs. Es war eine Art Geschenk zum 18er, bei dem man sie vor die Wahl stellte. Sie konnte entscheiden, ob sie der Familie den Rücken kehrte und sich mit einem Treuhandfond ein eigenes Leben aufbaute, oder ob sie Teil des Kartells werden wollte. Es war ein Schock für Isadora als sie erfuhr, mit welchen Machenschaften die Familie ihr Geld verdiente und zugegeben, sie war wenig begeistert. Eigentlich wollte sie Sportjournalistin werden und so auf ihre Art und Weise dem Sport treu bleiben. So entschied sie sich für das Geld und kehrte tatsächlich der Familie den Rücken zu. Sie zog aus, miete sich eine kleine Wohnung und begann das Studium. Um nicht das ganze Geld aus dem Fond zu verprassen, begann sie einen Job als Kellnerin in einem Café und später dann in einem Club. Sie ging auf Partys, besuchte Kurse und lebte wie eine ganz normale Amerikanerin. Nur halt ohne Familie, denn diese hatte sie schließlich verlassen. Es gab kein böses Blut zwischen ihnen und niemand dachte schlecht von ihr und doch wuchs über die Jahre das Gefühl, sie hätte ihre Familie im Stich gelassen. So kam es, dass sie nach Abschluss ihres Bachelors ihren Kellner-Job hinwarf und erstmals nach vielen Jahren wieder daheim vor der Türe stand. Es wurden keine Fragen gestellt und sie wurde sofort aufgenommen, als wäre sie nur eine Woche weggewesen. Nachdem ihr erzählt wurde, wie die Familiengeschäfte abliefen und sie zusicherte, für immer in La Familia bleiben zu wollen, wurde sie ihrer ältesten Schwester als Protegé und Lehrling unterstellt. So lernte sie auch deren Bodyguard Adrian McClane erstmals so wirklich kennen. Doch sie wollte mehr. Isa wollte die verlorenen Jahre wieder gut machen, weshalb sie auch begann, Kampfsport zu betreiben - ohne das Wissen ihrer Eltern natürlich. Nur Adrian entdeckte sie per Zufall mal in einem Boxclub, sie konnte ihn jedoch davon überzeugen, sie nicht zu verpetzen. So wurde der Bodyguard ihrer Mentorin und Schwester auch gleichzeitig eine Art Trainer für sie.
In der Öffentlich war Isadora nichts anderes als ein Partygirl, welches zeitweise im Nachtclub ihrer Schwester als DJane auflegte oder hinter der Bar die wildesten Cocktails mischte. Doch hinter den Kulissen arbeitete sie täglich daran, ihre älteren Geschwister und La Familia zu unterstützen und zu beschützen.

Cassian hatte die Vereinigten Staaten von Amerika nie verlassen, und doch verriet sein voller Name und sein Aussehen, dass er alles andere als ein typischer Amerikaner war. Sein Vater war Asiate, der in die USA ausgewandert war, um bei seiner Mutter zu sein, die schwanger in ihre Heimat zurückgekehrt war. Sie wollte das Baby nicht alleine in einer fremden Welt ohne ihre Familie zur Welt bringen, und so wurde Cassian in einem aufblasbaren Pool mitten im Wohnzimmer seiner Großeltern geboren. Um ihm das Leben in Amerika zu erleichtern, erhielt er einen typisch amerikanischen Namen, der zweite Vorname war jedoch der seines Vaters, ebenso wie der Nachname, den seine Mutter knapp zwei Jahre später annehmen sollte. Zweieinhalb Monate später wurde er getauft. Seine Eltern waren gläubige Christen, die bereits eine Zukunft für ihren Sohn geplant hatten, unter anderem, dass er die drei Monate ältere Tochter der besten Freundin seiner Mutter heiraten sollte. So kam es, dass die beiden Familien, beide zum Teil asiatischer Herkunft, zwei nebeneinander liegende Häuser kauften und die Gärten miteinander verbanden. Als Cassian heranwuchs, wurde schnell klar, dass er nur Cassian genannt werden sollte, er hatte einen starken Willen und bestand darauf, nur so genannt zu werden, Spitznamen mochte er nicht. Auch seine Eltern merkten, dass er für das einstand, was er ihnen sagte, so musste er zum Beispiel zwei ganze Stunden auf seinem Stuhl sitzen bleiben, weil er seine Wurst nicht essen wollte, sie war seiner Meinung nach nicht durch. Die Nachbarstochter wurde im Laufe der Jahre seine beste Freundin. Er ging auch jeden Sonntag in die Kirche, seine Eltern waren gläubig und würden in Zukunft nur noch gläubiger werden. Mit der beruflichen Entwicklung seines Vaters stieg auch das Ansehen der Familie. Die Kreise, in denen er und seine beste Freundin sich bewegten, wurden immer größer. Ebenso die Erwartungen. Als er dann in der Schule eine Klasse wiederholen musste, merkte er, dass er seinen Vater falsch eingeschätzt hatte.
Er warnicht nur ein streng gläubiger Mann der hart arbeitete, er war ein Mann, der in seiner Familie keine Fehler duldete. Noch nie war er so angeschrien worden, was ihn schockierte. Aber das änderte nichts an seinem Wesen, er blieb unbekümmert und liebte seine Freiheit. Und als er während seines Hausarrests ausbüxte und betrunken von seinem Vater aufgegriffen wurde, konnte ihn nur seine Mutter vor einer Handgreiflichkeit seines Vaters retten. Was er an jenem Abend im Alter von 16 Jahren erfuhr, veränderte sein Leben. Er müsse sich benehmen, sagte seine Mutter, das Geschäft und die politischen Absichten seines Vaters erlaubten keine Fehler. Außerdem würde es ein schlechtes Licht auf seine Vergangenheit werfen, wenn er in ein paar Jahren heiraten würde. Er war außer sich, nahm die Sache mit der Heirat aber nicht ernst.
Erst in den nächsten zwei Jahren merkte er, wie sich seine Familie veränderte, der Druck von außen und das Ansehen wurden immer wichtiger. Es war die Hölle für ihn, aber er konnte sich nicht wehren, das zeigte ihm die Nacht vor knapp zwei Jahren. Sein Vater saß am längeren Hebel. Auch die Erkenntnis, dass er sich gar nicht in die Richtung entwickelte, in die sein Vater ihn lenken wollte, führte oft zu Spannungen. Aber er lernte sich zu fügen und die Dinge, die sein Vater nicht akzeptierte, zu verstecken und verschleiern, wie seine schlechten Noten und gewisse Dinge heimlich zu tun. Auch sein wahres Leben als Homosexueller verheimlichte er. So hatte er nur sporadische ONS, anstatt sich zu nehmen, was er wollte, nämlich eine Beziehung. Durch seine Eskapaden lernte er jedoch seine Vorlieben kennen, eine große war zum Beispiel, dass er auf ältere Menschen stand. Er nannte es liebevoll Daddy-Komplex.
Vor ein paar Monaten hatte er sich auch einen Box-Trainer gesucht, zuerst heimlich, weil er sich verteidigen wollte, wenn es darauf ankam, und dann offiziell, als er dummerweise mit einem blauen Auge nach Hause kam.
Er hatte nämlich seinen Eltern eine saftige Lüge aufgetischt, er sei überfallen worden, anstatt ihnen die Wahrheit zu sagen. Schließlich durfte er Offiziell zum Training gehen, aber er durfte nicht mit Blessuren nach Hause kommen. Schließlich sollte die Öffentlichkeit nicht erfahren, dass die Familie nicht ganz perfekt war.
Auch was er mit seiner Zukunft anstellen wollte, und wie er den Fängen seines Vaters entkam waren Fragen auf die er keine Antwort wusste. Auch wollte er den Wunsch nach einer Romantischen Beziehung irgendwie gerecht werden. Viel Verantwortung und cassian hatte absolut keine Ahnung wie er damit umzugehen hatte, vor allem da er keine Hilfe erwarten konnte.

Das Leben von Serafina glich sicherlich keinem wirklichen Traum, auch wenn das viele von außen hin sicher so behaupten würden. Sobald eine Familie viel Geld besaß hieß es stets: Dann muss es der Familie ja einfach nur super gehen - immerhin haben sie keine Sorgen. Im Hause Hayes war dies jedoch ein kleines bisschen anders zu betrachten. Ganze 7 Jahre nach ihrem großen Bruder erblickte Serafina [einfach Sera oder Fina] im Mai 1998 das Licht der Welt. Manch einfach dachte sicherlich, dass die Familie damit einfach eine perfekte Bilderbuchfamilie abgab... ein älterer Bruder, eine kleine Prinzessin und liebende Eltern, welche sich um das Wohl der Kinder bemühten. Am Arsch. Während die Mutter der Familie nicht wirklich als eine solche bezeichnet werden konnte, musste Sera schon von Klein auf miterleben, dass nicht alles Gold war, was glänzte. Der Familienvater war alles andere als ein Liebevoller Mann, so bekam die kleine Hayes schon früh mit, dass ihr Bruder unter den unglaublichen Stimmungsschwankungen des Hausherren litt. Nicht nur die Worte flogen hier geschärft durch das Haus, auch waren es oftmals die Fäuste. Die kleine Blondine blieb verschont - zumindest zum Teil und zu Beginn noch. Irgendwann wurde sie Älter und konnte mehr Aufgaben übernehmen, sodass der Vater sie zu diversen Dingen im Haushalt verdonnerte. Der Grund: Die Mutter hatte schlichtweg keine Lust die Wäsche zu machen oder zu kochen, also war es nur logisch, dass die andere "Frau" im Haus diese Dinge übernahm. Sera bildete sich ein, wenn die Aufgaben gemacht wurden, dann war er weniger wütend und somit könnte sie ihren Bruder ein wenig beschützen. Vermutlich ein Naives denken von einer grade einmal 10 Jährigen, aber man konnte sich Dinge immerhin einbilden.

Während ihrer Schulzeit war Serafina war sie ziemlich beliebt, was manchmal den Anschein herübergebrachte, dass sie ziemlich hochnäsig war. Immerhin hatte die Familie Geld und so etwas vermutete man dann doch von einem Mädchen mit Kohle. Doch wenn man sie näher kennenlernte dann merkte man schnell, dass nicht immer alles war wie es schien. Sie richtig kennenzulernen war allerdings eine andere Hausnummer, man musste sich schon Mühe geben und auch zeigen, dass man an ihr als Person interessiert war und nicht nur an einem Namen. Sera war zu ihren Freunden unglaublich warmherzig und versuchte stets es den Menschen um sich herum immer recht zu machen, auch wenn dies bedeutete, dass sie selbst einstecken musste. Schon recht früh wusste sie, dass sie später einmal etwas tun wollte um ihren Mitmenschen zu helfen, doch leider war ein solcher Berufswunsch nicht ganz so einfach, wie sie es sich erhofft hatte. Ein Psychologiestudium nach der Schule war aufgrund ihrer leider nur mittelmäßigen Noten nicht drin, doch sie wusste nicht, wie sie es noch gerissen bekam. Sie war sicherlich nicht dumm, aber trotzdem hatte sie mit dem Schulstoff so ihre Probleme und kam nicht wirklich mit. Egal wie sehr sie sich auch anstrengte, die Noten wollten einfach nicht besser werden und so bestand sie mit Ach und Krach die Schule. Auch wenn sie sich wirklich Mühe gegeben hatte, so war ein Studium nicht drin. Zumindest nicht in ihrem Bereich. Vollkommen niedergeschlagen wusste Sera nichts mit sich anzufangen und entschied sich nach der Schule eine Auszeit zu nehmen. Ihren Eltern war dieses Verhalten vollkommen egal, schien es, als sei einzig und alleine der berufliche Werdegang ihres Bruders wichtig - immerhin lag darin die Familientradition. Er war der erstgeborene und ein Mann, da war es egal, was Serafina machte. Sie hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser, wollte sie einfach nicht abhängig von ihren Eltern sein. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen, ihre eigenen Entscheidungen treffen und vor allem - der Wut ihres Vaters entkommen.

Mit 21 Jahren entschied sich Sera das Elternhaus endlich komplett zu verlassen und in Miami eine kleine Wohnung zu mieten, wo sie schließlich eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau begann. Sie wusste, irgendwas im Leben musste man tun und sie wollte sicherlich nicht ohne Abschluss dastehen. Während sie dies machte hatte sie sich sogar schon einen kleinen Namen auf TikTok gemacht, wo sie Videos von sich hochlud wie sie sang und kochte. Es war sicherlich keine große Sache, aber eine kleine Fangemeinde hatte sich doch tatsächlich dadurch aufgebaut. Auch während ihrer Ausbildung blieb sie dabei zu Jobben und landete in einer Bar, wo sie hinter der Theke aushalf. Der Besitzer und dortiger Barkeeper hatte es sich irgendwie zur Aufgabe gemacht sich um das junge Mädchen zu kümmern und zeigte ihr hinter der Theke eine Menge Dinge. Recht schnell war Sera klar, dass man Menschen wohl auch noch anders helfen konnte. Die Sprüche, das man als Barkeeper irgendwo auch schon fast eine Art Psychologiestudium absolviert haben musste, kam nicht von irgendwo und so hatte sich Serafina schnell in diesen Beruf verliebt. Trotzdem zog sie ihr Studium durch, wissend jedoch, dass sie nach ihrer Ausbildung in der Bar als festes Mitglied im Mitarbeiterstamm einen Platz finden konnte. Durch ihre Ausbildung schaffte sie es sogar noch ihrem Chef ein wenig in der Buchhaltung unter die Arme zu greifen.

Auf den ersten Blick wirkte Serafina wirklich zerbrechlich und sie hatte ebenfalls schon oft gehört, dass sie wie eine Puppe aussah, doch wie schon zu Schulzeiten konnte der Schein trügen und dies merkte man schnell, wenn man auch nur ein paar Worte mit der jungen Frau wechselte.
Heute, im Jahr 2024, war die 25-Jährige mit ihrem Leben absolut zufrieden. Sie liebte ihren Job, die Bar in welcher sie weiter arbeitete und welche sie irgendwann tatsächlich sogar übernehmen sollte – wenn es nach ihrem Chef ging – und nebenbei vertrieb sie sich noch immer die Zeit auf TikTok mit ihren Musik- und Kochvideos, welche tatsächlich immer mehr Viral gingen. In Sachen Liebe jedoch hatte die junge Frau nicht solch ein Glück wie in Sachen ihrer Berufung. Vielleicht aber musste es sich auch hier erst einmal einspielen, wie auch schon die Geschichte ihrer Berufswahl. Aufgeben stand für die junge Frau jedoch so gar nicht auf dem Speiseplan! Sie war sich schon fast sicher, dass es irgendwo diese eine Person gab, welche zu ihr passte. Wie diese Person aussah... dies konnte niemand mit Gewissheit sagen, immerhin kam Liebe überraschend und folgte nur selten einem Plan.

Zu ihrer Familie hatte sie nur noch sporadisch Kontakt, zumindest zu ihren Eltern. Anders hingegen war die Verbindung zu ihrem Bruder. Mit diesem war sie noch immer fest verankert und sie trafen sich regelmäßig. Eine schwere Kindheit verband eben doch sehr...